(jhh)
Stadtgeflüster vom 24. Juli 2013

23.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

(jhh) Wer dachte, dass mit der Nachricht von der Geburt des royalen Babys endlich Ruhe in der hyperventilierenden Monarchistenschar einkehrt, sah sich gestern getäuscht. Vorbei die Zeiten, in denen Ereignisse aus dem Familienleben der Mountbatten-Windsors vor allem durch die salbungsvolle Stimme von Rolf Seelmann-Eggebert verkündet wurden.

Als Spezialist für das Adelige hat er die Kunst perfektioniert, das Fernsehbild einer geschlossenen Tür, hinter der unerträglich Alltägliches geschieht zu kommentieren, bis sie sich irgendwann öffnet. Kritiker sagen, Seelmann-Eggebert spreche nur deswegen so langsam, um die endlosen Phasen, in denen während des Hofzeremoniells nichts geschieht, besser überbrücken zu können.

Die Zeit hat man heute nicht mehr. Professionelle Kommentatoren kommen den meisten eh nichts mehr ins Haus, man kommentiert selbst. Alles und immer. Eine Angewohnheit, die sich zuletzt vor allem in einigen ingolstädterisch geprägten Facebook-Gruppen verbreitet hat. Profis allerdings zwitschern. Auf Twitter. Das hat den Vorteil, dass es meist ähnlich inhaltsleere Äußerungen transportiert wie Facebook, die sind aber immerhin auf 140 Zeichen begrenzt. Das reicht manchem Ingolstädter Kommentator noch nicht einmal für die Betreffzeile. Andererseits kreisten die virtuellen Schanzer Debatierzirkel gestern ohnehin nur um die ohnehin schon langweiligen Dauerbrenner.

Wer sich deswegen dann doch auf Nachrichten zum königlichen Nachwuchs einließ, stieß auf so manchen gut gemeinten Tipp an die jungen Eltern. So nach dem Motto: „Nennt Euren Sohn doch Frodo und macht richtig viel Geld bei den Buchmachern.“ Andere finden, das Kind müsse unbedingt Kong heißen, um irgendwann King Kong gerufen zu werden. Dann vielleicht doch lieber noch mal die Ingolstädter Kommentare checken: Einen haben wir dann tatsächlich doch gefunden. Er stammt vom Ingolstädter Blogger Michael Olma, der nach seinem Glückwunsch an Kate, William und den noch namenlosen Nachwuchs geschrieben hat: „Ich wünsche den rund 227251 (!) weiteren Babys, die gestern weltweit auch das Licht der Welt erblicken durften, ebenfalls alles Gute.“ Dem wollen wir uns an dieser Stelle einfach mal anschließen. Obwohl das mit dem Frodo schon auch lustig wäre. . .