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Stadtgeflüster vom 24. Januar 2017

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

(kue) "Sie ist so schön", schrieb die Gala. "Ein Juwel", titelte die Bunte. "Hamburg rast vor Begeisterung", schwärmte die sonst so nüchterne FAZ. Alle, alle lieben Elphi, wie die Hamburger Elbphilharmonie schon kurz nach der Eröffnung liebevoll genannt wird. "Niemand wird in 20 Jahren mehr von den Kosten reden", hieß es im Radio. Dass der Skandalbau nicht 77 Millionen sondern 789 Millionen Euro gekostet hat, ist damit quasi schon jetzt verziehen.

So überschwänglich wurde Architektur in Ingolstadt zuletzt vor über 50 Jahren gefeiert. Als im Januar 1966 das Stadttheater eingeweiht wurde, lobte die Presse den Hämer-Bau als "großen Wurf von Ingolstadt", "kühnes Betontheater" oder "beachtliche und geglückte Maßanfertigung". Freilich ruft ein solcher Erfolg immer auch Neider auf den Plan. Deren despektierliches Geunke von der "Öloper" war gottlob rasch vergessen.

Schade, dass die Ingolstädter Stadtväter und -mütter unserer Tage nur aufs Geld schauen, statt Mut zur Größe zu beweisen. Was hätte ein Wolkenbügel, dieser neue kühne Wurf aus der Feder des Architekten Stephan Braunfels, an Wogen der Begeisterung ausgelöst! Und das für weniger als 25 Millionen Euro, so die damalige Kostenschätzung. Heute entsteht an der Stelle des spektakulären Museums-Flügels ein Hotelklotz, und das Museum wird für 15 Millionen Euro in die Erde versenkt. Dass Peter Schnell und mit ihm die Mehrheitsfraktion vor allem wegen des Kostenrisikos vom "Abenteuer-Braunfels" abrückte, wird den Alt-OB heute besonders ärgern. Denn das ist jetzt schon 15 Jahre her, und über die Kosten würde, wie das Beispiel von der Elbe lehrt, bei solch einem architektonischen Juwel schon bald niemand mehr reden.