(reh)
Stadtgeflüster vom 24. Februar 2018

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

(reh) Die Bedeutung von Sport für die Erziehung ist in dieser possierlichen Rubrik gerne mal, aber nie erschöpfend beleuchtet worden. Es findet sich bei allen TSVs, SGs, Tuspos, VfLs, FCs und weiteren Konstrukten in der Heimat von Turnvater Jahn kein einziger Übungsleiter, der nicht schon einmal betont hätte, wie segensreich neben der Bewegung das Erleben von Sieg, Niederlage, Teamgeist und Fair Play für uns alle sind.

Und da gehört der Fernsehsport hinzu, wie wir in den letzten Stunden der Olympischen Spiele 2018 anfügen müssen.

Ja, richtig, auch Sport im Fernsehen kann in höchstem Maße erzieherische Wirkung entfalten. So erinnern wir uns gerne an vergangene Treffen der Jugend dieser Welt, als sie einem Kollegen in höchster Not gewissermaßen zu Hilfe eilten. Der schien des nächtens zu verzweifeln, da seine damals in den Kinderschuhen steckende Tochter einfach nicht schlafen wollte. Doch nur wenige Minuten vor den Curling-Wettkämpfen von Vancouver 2010 ließen seine Kleine geradezu in den tiefsten Winterschlaf gleiten. Und der Papa atmete erleichtert auf, als hätte er selbst erfolgreich mit dem Besen übers Eis gefegt.

Inzwischen ist aus dem Kleinkind eine stattliche Schülerin geworden. Interesse an den beziehungsweise der Sinn von Olympischen Spielen sind nun nicht nur für ihn deutlich verloren gegangen. Zumal sich ein Blick in die südkoreanische Eiswüste (abgesehen zu unseren sensationellen Eishacklern) überhaupt nicht mehr lohnt, da wir ja quasi selbst schon genug Winterwetterkapriolen mit sportlichen Anknüpfungspunkten in Ingolstadt geboten bekommen.

Nehmen wir nur einmal jüngst das verschneite Heimspiel der Schanzer Kicker gegen die Reeperbahntruppe. Das lief für die Beteiligten im Sportpark so verquer, dass sich sogar Gästetrainer Markus Kauczinski zunächst minutenlang in die falsche Coachingzone vor die Heimauswechselbank stellte. Bis ihm dämmerte, das man ihn hier in Ingolstadt ja im November 2016 nach zehn Bundesligaspielen ohne einen einzigen Sieg rausgeworfen hatte. Den ersten Erfolg überhaupt "mit dem FCI" nahm er nun als Übungsleiter seiner Paulianer mit.

Aber was sollten die Ingolstädter bitteschön dagegensetzen? Kauczinski konnte - einmal richtig an der Auswärtsbank angekommen - noch Jungs wie einen Mann namens Daehli ins Schneetreiben schicken. Den würde man wohl mit diesem Namen jetzt eher auf Skiern in Südkorea suchen. Kein Wunder also, dass die Schanzer nur mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen konnten. Und wir lieber zum Curling.