(ada)
Stadtgeflüster vom 22. August 2016

21.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

(ada) Sagt Ihnen der Brahmsee eigentlich noch etwas? Ältere Menschen erinnern sich vielleicht noch an ihn. Dort, an dem kleinen, idyllisch gelegenen See in Schleswig-Holstein, etwa auf halbem Weg zwischen Nord- und Ostsee gelegen, pflegte Bundeskanzler Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki seinen Sommerurlaub zu verbringen, wodurch der See auch im Süden der Republik bekannt wurde.

Schon Ende der 1950er-Jahre hatten die Schmidts dort ein Grundstück erworben. Später kam ein kleines, anfangs sehr einfaches Ferienhaus dazu.

Hier erholte sich der Kanzler vom aufreibenden Bonner Politikbetrieb. Oft schauten Freunde, wie der Schriftsteller Siegfried Lenz, vorbei oder auch befreundete Politiker, wie Olof Palme, der später ermordete schwedische Ministerpräsident. Dieser reiste ebenso nach Holstein wie Norwegens Premier Odvar Nordli, der niederländische Ministerpräsident Joop den Uyl oder Österreichs Bundeskanzler Bruno Kreisky.

Am Brahmsee segelte Helmut Schmidt mit seiner kleinen Jolle über das Wasser, angetan mit seiner markanten Prinz-Heinrich-Mütze und einer Pfeife im Mund, während Loki im Garten Blumen züchtete. Abends spielten die beiden Schach auf der Veranda. Wenn wir diese Bilder eines sommerlichen Idylls dann im Fernsehen oder in der Zeitung sahen, konnten auch wir uns entspannen. "Alles ist gut, der Lotse ist an Bord, es herrscht Frieden im Land", signalisierten sie.

In Ingolstadt gibt es keinen Brahmsee, aber dafür eine Brahmstraße (Foto). Zwar ist diese eigentlich nach dem Komponisten Johannes Brahms benannt (wie Helmut Schmidt übrigens ebenfalls Hamburger), und der Schildermacher hat hier seinerzeit nur ein "s" vergessen, doch das macht nichts. Im Gegenteil. Jedes Mal, wenn der Autor dieser Zeilen an dieser stillen Straße im Westen der Stadt vorbeiradelt, denkt er an Helmut und Loki. Und an friedliche Zeiten einer vergangenen Welt. Und an Sommerferien am Brahmsee.