(reh)
Stadtgeflüster vom 21. November 2017

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

(reh) Ist er nun ein Held, den man loben sollte, oder ein übermütiger Ehrenamtlicher, den seine Vorgesetzten tadeln müssen? An dem unterfränkischen Feuerwehrmann, der Gaffer mit Wasser bespritzt hat, scheiden sich nach seinem Einsatz bei einem tödlichen Unfall auf der Autobahn ein bisschen die Geister. Aber nur ein bisschen.

Denn auch aus Sicht einer Zeitung, die aus Informationsgründen immer wieder Bilder von schweren Unfällen veröffentlicht (aber nach einem Ehrenkodex nur ohne Opfer), kann und darf man argumentieren: Endlich einmal jemand, der sich dem grassierenden Trend, sich am Unglück anderer zu laben, aktiv entgegenstellt.

Das ist etwas, was man nicht früh genug lernen kann. Und tatsächlich hat das reale Beispiel dieser Art von Zivilcourage bereits Eingang in die Welt unserer Kinder gefunden. Zumindest hat sich das der Schaufensterdekorateur im Merkur, wie man in Ingolstadt noch immer sagt, an der Ludwigstraße gedacht. Im weihnachtlichen Ambiente wird dort in der Auslage des Kaufhauses ein Großeinsatz der Playmobil-Polizei nachgestellt. Plastikbeamte mit allerlei Fahrzeugen sind auf Ausbrecherjagd, wie man an den Herrschaften in der schwarz-weiß-gestreiften Sträflingsuniform unschwer erkennen kann. Zwei sind schon geschnappt und in Handschellen gelegt. Ein Bösewicht hängt noch im Baum. Offenbar hat das Spektakel der Einsatzkräfte aber auch Gaffer angelockt, die als kletternde Seilschaft auf einem Felsen nebenan einen guten Blick haben. Aber da haben sie die Rechnung ohne den Polizisten gemacht, der den rollenden Wasserwerfer bedient und die Kanone gerade auf sie ausrichtet.

Wenn man sich das so anschaut, könnte das natürlich auch eine Szene von den Stuttgart-21-Demonstrationen im Schwabenland sein. Wie auch immer. Da soll noch mal einer sagen, dass Spielzeug Kinderkram und völlig unpolitisch ist!