(Ingolstadt)
Stadtgeflüster vom 21. Juli 2017

20.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

(Ingolstadt) Es ist ganz schön was los morgens früh um sechs auf den Feldern zwischen Etting und Oberhaunstadt. Jung gebliebene Damen nutzen die frühe Stunde zum Nordic Walking, der eine oder andere Jogger ist unterwegs, Landwirte schauen nach ihren Äckern, Motorradfahrer brettern schnell und unauffällig über die Feldwege zur Arbeit - und vermehrt ist nun auch hier die Spezies der Hund-Gassi-Fahrer zu beobachten.

Kennen Sie noch nicht? Das ist wirklich eine interessante Sache! Eigentlich dachten wir, das Hunde-Gassi-Fahren wäre eher eine Wintersportart. Stellen Sie sich vor, Sie wachen im dunklen Januar morgens auf, es regnet bei knapp über null Grad - grauenvoll! - und Ihr Hund (warum wollte Ihre Familie nur diese bewegungsfreudige Rasse) will Gassi gehen. Da liegt es doch nahe, sich schnell im Schutz der Dunkelheit ins Auto zu setzen, eine Runde übers Feld zu fahren (landwirtschaftlicher Betrieb ist ja frei) und den Vierbeiner nebenher laufen zu lassen. Die Kommandos lassen sich prima aus dem Fenster rufen. Man selbst bleibt warm und trocken, die Gummistiefel sauber, und der Hund hat ausreichend Bewegung. Einfach ideal!

Nun stehen wir allerdings vor einem eklatanten Problem: Das Gassifahren scheint sich ganzjährig durchzusetzen! So wird es immer voller auf den Feldern der Region, gerade im Sommer, weil jetzt ja auch alle Schönwetternutzer unterwegs sind. Was tun? Wir haben uns kundig gemacht und mangels eigener Hundeerfahrung im Internet recherchiert. Leider gibt es auf den einschlägigen Hundebesitzer-Homepages zwar Tipps zu Themen wie "Silvester mit Hund" oder "Brauchen Hunde Kohlenhydrate", aber unter "Hund und Auto" geht es einzig um Sicherungssysteme (Gurt, Box, Trenngitter) und Hinweise für lange Autofahrten. Alles völlig unnötig beim Gassifahren!

Ausgerechnet auf der Internetseite "Kampfschmuser- Die Community für wahre Hundefreunde" finden wir ein Austausch-Forum zum Thema und, ja, wir müssen es an dieser Stelle zugeben, einen Seelenverwandten. Da schreibt Mario: "dan rennt der arme hund seinem herrchen den ganzen weg neben her. und die faule sau glotz dabei bescheuert aus dem auto und freut sich darüber wie schnell ihr hund doch ist. wenn er ein geschäft verrichtet wird kurz gestopt dan geht es weiter. was soll das? kennt ihr das auch" Ja, Mario, kennen wir. An dieser Stelle brechen wir unsere Überlegungen ab. "Je mehr ich von den Menschen sehe, umso lieber habe ich meinen Hund", sagte schon Friedrich der Große.