(xes)
Stadtgeflüster vom 21. April 2017

20.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

(xes) "Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen", hat Oscar Wilde mal gesagt. Wie gut, dass die Liste der Tage, an denen die Deutschen ohne schlechtes Gewissen den Versuchungen des Lebens nachgeben dürfen, lang ist: Da gibt es den internationalen Tag des Cocktails und des Kaffees.

Oder den Tag des Apfelkuchens und der Schokolade. Sogar einen internationalen Iss-was-du-willst-Tag findet man in der Liste. Der 11. Mai sollte von den peniblen Kalorienzählern im Kalender rot markiert werden. An diesem Datum ist es offiziell erlaubt, sich ohne Schuldgefühle den fettigen Burger samt Cola und Pommes in den Mund zu schieben. Auch der Tag des Deutschen Bieres (23. April) bietet die Möglichkeit, über die Stränge zu schlagen. Dann darf der Schanzer nämlich, ohne, dass ihn das schlechte Gewissen plagt, tief ins Glas schauen. In Ingolstadt, der Genussstadt schlechthin, wird dieser Tag an diesem Wochenende mit dem "Fest zum Reinen Bier" begangen, auf dem die sonst so enthaltsamen Bürger drei Tage lang nach Lust und Laune die Maßkrüge schwingen können.

Konkurrenz macht dem "Fest des Reinen Bieres" das "Fest des Guten Krauts", das laut einem anonymen Schreiben am gestrigen Donnerstag, dem internationalen Cannabis-Tag, im Klenzepark stattfinden sollte. Der Verfasser schreibt: "Gefeiert wird eine Droge, deren Kultur mindestens so weit zurückgeht wie die des Bieres." Regionale Politiker und namhafte Polizeibeamte hätten sich, wie es im Schreiben heißt, zum gemeinsamen Kiffen bereits angekündigt. Im Klenzepark: Keine Spur von der Ingolstädter Politprominenz, die auf der Wiese sitzt und gemütlich eine Tüte raucht. Kein Wunder. Die muss sich ja schon heute beim Bierbrunnen am Georgianum anstellen, um von den 40 Litern Freibier noch was abzubekommen.