(ada)
Stadtgeflüster vom 20. März 2017

19.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

(ada) Manchmal wünscht man sich wirklich die alten Zeiten zurück. Wie war das Leben entspannt ohne Internet, E-Mail und den ganzen Kram. Wenn zum Beispiel jemand früher einem anderen Menschen eine schriftliche Nachricht zukommen lassen wollte, musste er einen Brief schreiben, ihn frankieren und zum Briefkasten oder auf die Post tragen.

Klar, dass man sich da genau überlegt hat, wem man schreibt. Schon alleine aus Kostengründen.

Heute genügt ein Knopfdruck, und man kann seine Botschaften abertausend- oder millionenfach per E-Mail um die Welt blasen, ganz egal, ob diese jemanden interessieren oder nicht. Klar, dass die Menschheit mit dieser an sich sinnvollen Erfindung nichts als Unfug anstellt. So sind auch wir in der Lokalredaktion einem täglichen Bombardement aus den Tiefen des Netzes ausgesetzt, das uns manchmal den letzten Nerv raubt. Zwar gibt es trickreiche Einrichtungen, den Datenmüll fernzuhalten, doch die Absender sind offenbar ebenso trickreich darin, diese zu umgehen.

Geradezu Expertinnen sind hier Damen mit exotisch klingenden Namen, die uns regelmäßig halbwissenschaftlich aufbereitete Sensationen zum Seitensprungverhalten der Männer oder den Shoppingsehnsüchten der Frauen zukommen lassen. Oder auch die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die uns gern über ihre Projekte auf dem Laufenden hält. Mit Interesse lesen wir auch die Terminkalender diverser bayerischer Staatssekretäre, wenn sie zu Beispiel in Waging am See einen Kindergarten einweihen oder an einer Schule in Furth im Wald eine Projektwoche eröffnen.

Und dann schrieb uns dieser Tage noch Mr. Matthew Walker. Er bestellte auf Englisch für sich und seine Frau ein Doppelzimmer in unserem Hotel und bat um umgehende Bestätigung. Gerne wollte er uns auch seine Kreditkartennummer zukommen lassen. Wir geben zu, dass wir einen Moment damit geliebäugelt haben, ihm die Bestätigung zu schicken. Doch ob er dann mit einem Klappbett in unserer Teeküche zufrieden gewesen wäre? So haben wir ihm freundlich geantwortet, dass für Hotels die Touristeninformation der Stadt zuständig ist. Welcome to Ingolstadt, Mr. Walker!