(rh) "Unser Peter" - mehr musste die CSU in den achtziger und neunziger Jahren nicht auf ihre Wahlplakate schreiben, und zwei Drittel aller Ingolstädter wussten: Es kann nur einen Oberbürgermeister geben, nämlich diesen sympathischen Herrn im Freizeitlook, der so leger den Pulli über die Schultern geschlagen hat und Peter Schnell heißt. In seiner 30-jährigen Amtszeit hat sich der Politiker einen Ruf als Schanzer Bürgerkönig erarbeitet, dessen unglaubliche Popularität irgendwann zwangsläufig in ein Seligsprechungsverfahren münden muss.
Die Verehrung für diesen Mann ging schon 2002 so weit, dass bei seinem Abschied aus dem Amt ein Huldigungsbuch mit Beiträgen bedeutender Weggefährten herausgegeben wurde, von Stuttgarts Ex-OB Manfred Rommel über BR-Intendant Albert Scharf bis zum früheren Kultusminister Hans Maier. Das edel in Leinen gebundene Werk war derart begehrt, dass noch heute in manchen Amtsstuben des Rathauses größere Bestände ungeöffnet gelagert werden. Als repräsentatives Gastgeschenk macht der schwergewichtige Schmöker stets was her.
Mittlerweile lappt Peter Schnells Ansehen bereits stark ins Mythische. Sichtbarer Ausdruck davon ist eine Aktion von "Freunden der Opposition", die einen Gedenkkrug der Ingolstädter Brauereien aus Anlass von Schnells 60. Geburtstag 1995 (Foto) als Mahnung an die amtierende Politikergeneration nutzbar machten. In der Nacht zum Donnerstag stand das Gefäß in vielfacher Ausführung - deponiert von unbekannt - vor der Tür mehrerer Stadträte. "Im Gedenken an eine kooperative Kommunalpolitik MIT der Opposition", so lautete der Schriftzug, der folgende Botschaft der anonymen Initiatoren vermitteln soll: "Wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass es der Stadtregierung nur mehr um reinen Machterhalt geht, und wünschen uns deshalb einen Wandel hin zu einer Politik, die die - parteiübergreifenden - Interessen der Wähler und aller Bürger wieder in den Fokus rückt." Angeblich soll in Kürze sogar ein Bürgerbegehren gestartet werden. Motto: "Peter Schnell zurück ins Rathaus!"
