(reh)
Stadtgeflüster vom 20. Februar 2015

19.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

(reh) Der berittene Bote der Stadtverwaltung schob den Umschlag fast verschämt über den Empfangstresen der Redaktion. Er wusste wohl um dessen brisanten Inhalt. Die DIN-A4-Versandtasche war äußerst flach, eher ungewöhnlich, wenn es um amtliche Mitteilungen aus dem Hauptquartier der Boomtown geht.

Meistens reicht der Bote einen dicken Brummer herüber, der die Tagesordnung und sonstigen Unterlagen für die Stadtratssitzungen enthält. Manchmal muss man sich fast um den Mann sorgen. Hoffentlich hebt er sich nicht einen Bruch bei den Stößen an Papier. Ganze Wälder müssen für die Sitzungsunterlagen abgeholzt werden, wenn der Ingolstädter Stadtrat zu seinen Treffen zusammenkommt – wie am kommenden Dienstag.

Der Bote musste sich also beeilen, um den Nachtrag zu der Sitzung vorbeizubringen. Drin waren nur sieben Zettel mit zwei Anträgen, die es in sich hatten. Mit jedem Wort konnte man die Verzweiflung, das Flehen, das Drängen herauslesen. Die Ausschussgemeinschaft von Linken und Bürgergemeinschaft (BGI) meldete sich wenige Stunden vor der Stadtratssitzung zu Wort mit einem bahnbrechenden Vorschlag: Ein Tunnel könnte eine Lösung sein. Linke und BGI wollen die Roßmühlstraße am Schloss untertunneln. Man meint, sie beim Aufsetzen des Antrags regelrecht sagen zu hören: „Menno, jetzt wollen wir auch mal einen beantragen, wenn das schon alle anderen gemacht haben.“ Denn: Freie Wähler und FDP wollen bekanntlich unter der Donau durchbuddeln, die CSU will an der Querspange unter Tage, die SPD die Marktaufkreuzung untertunneln. Sogar Audi hat einen Lichttunnel gebaut.

Bis zum Dienstag bleibt es spannend. Kommt der berittene Bote noch einmal? Wahrscheinlich schon. Denn es ist offenbar Zeit für unterirdische Gedanken.