(tsk)
Stadtgeflüster vom 20. Dezember 2014

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

(tsk) Stade Zeit? Wir mögen den Begriff in unseren Texten in der Not als Synonym für Vorweihnachtszeit verwenden, aber erlebt haben wir sie bisher nicht, die stade Zeit. Während wir die aktuellen Zeitungsausgaben mit möglichst interessanten Geschichten füllen, ist ein Kollege freigestellt, um das gesamte Archiv für den Jahresrückblick zu durchforsten, in der Hoffnung, bloß nichts Wichtiges übersehen zu haben.

Und der Fotograf hetzt von Spendenübergabe zu Spendenübergabe, die – soviel darf schon einmal verraten werden – allesamt keinen Eingang in den Rückblick finden werden. Dort erscheinen nämlich nur die wirklich großen, interessanten und witzigen Themen, die Ingolstadt und die Landgemeinden drumherum im vergangenen Jahr bewegt haben – das allein bietet schon seitenweise Lesestoff. Und das muss ja auch jemand machen. Wir wollen gar nicht jammern, das ist schließlich unser Job. Aber andere machen es sich da schon leichter.

In einem sozialen Netzwerk beispielsweise lassen sich zum Ende des Jahres wieder persönliche Jahresrückblicke erstellen, ganz einfach mit einem Mausklick beziehungsweise einem Tipp aufs Handy oder das Tablet. Da erscheinen dann die Fotos des Jahres (Betrunken auf dem Barthelmarkt, mit Nikolausmütze am Glühweinstand, ein Selfie aus der Entzugsklinik), alle neuen Freunde im Netzwerk (Mama, Papa, Oma) und natürlich die Momente des Jahres (Betrunken und in Tracht auf dem Barthelmarkt, mit Nikolausmütze am Glühweinstand und Mamas runder Geburtstag) auf einen Blick. Dass ein Programm die Arbeit erledigt und die Rückblicke austauschbar aussehen, interessiert keinen. Die Freunde klicken trotzdem wie verrückt auf „Gefällt-mir“. Da kann man manchmal fast neidisch werden.