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Stadtgeflüster vom 2. März 2015

01.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

(rh) Nach dem großen Erfolg vergangene Woche im Stadtrat hat sich jetzt auch die Stadtgeflüster-Redaktion dazu entschlossen, probehalber einen Video-Livestream einzuführen. Ab sofort kann jeder DK-Leser, sofern er über einen Internetanschluss verfügt, den spannenden Entstehungsprozess einer Glosse in Echtzeit mitverfolgen, natürlich kostenlos.

Sobald sich bei der Morgenkonferenz ein Kollege freiwillig gemeldet hat oder vom Redaktionsleiter dazu verdonnert wurde, einen der beliebten Texte zu verfassen, wird er während des restlichen Arbeitstages von drei Kameras professionell begleitet. Selbstverständlich werden auch alle noch so beiläufigen Kommentare des Autors („Die Rubrik liegt mir einfach nicht“, „Ich glaub’, ich melde mich krank“, „Schon wieder keine geile Schlusspointe!“) unzensiert gesendet.

Nach dem Vorbild unserer Stadträte will sich auch das Redaktionsteam künftig gern in die Karten schauen lassen und die ganze Vielfalt der journalistischen Inspirationsquellen offenlegen. Während aus dem einen Redakteur die brillanten Ideen nur so heraussprudeln, surft der andere verzweifelt im Internet, wieder ein anderer zieht in der Mittagspause sogar seinen Ehepartner zurate oder geht mit dem Hund an der Donau spazieren. Sehr hilfreich kann während der Schaffensphase mitunter auch der Verzehr koffeinhaltiger Heißgetränke sein. Ein früher in Journalistenkreisen bewährtes Hilfsmittel – der Griff zur Cognacflasche in der Schreibtischschublade – hat hingegen schon lange ausgedient.

Wir wollen nicht verschweigen, dass einige Kollegen die Einführung des Stadtgeflüster-Livestreams mit Skepsis begleiteten. „Wen interessiert denn so was überhaupt“, meinte einer, der sich auch strikt von den sozialen Netzwerken fernhält und trotzdem den Kontakt mit Thomas Thöne nicht abgebrochen hat. „Als ob das eine Rolle spielen würde“, bekam er mit dem Hinweis auf die Stadtratsübertragung zur Antwort. Der Ingo auf der fünften Lokalseite hat uns dringend abgeraten, wurde aber in der Konferenz überstimmt.