(reh)
Stadtgeflüster vom 19. Oktober 2012

18.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:56 Uhr

(reh) Die Ingolstädter rieben sich die verträumten Augen. Nicht wenige waren am Mittwochabend (Ortszeit) gerade vor ihrem schicken Plasmafernseher hinweggeschlummert, da riss sie ein Ploppen und Knallen aus dem Halbschlaf. Die Altstadtbewohner rissen danach selbst die Fenster auf und lugten nach draußen, wie sonst nur, wenn sich vor einer der Discos oder Kneipen wieder mal Betrunkene in die Haare bekommen haben.

Dieses Mal starrten alle Schaulustigen aber weniger auf die Straße hinab, sondern in den hell erleuchteten Himmel hinauf. Was ging hier ab? Ein Feuerwerk? Unter der Woche? Mitten in der Stadt? Wie? Wo? Was?

Auf der Suche nach der Quelle drängten sich den pyrotechnisch erfahrenen Schanzern mehrere mögliche Verursacher auf. Vielleicht die Fans des ERCI, die sich kürzlich bei ihrem Saisonauftaktmarsch durch den Klenzepark mit einer Rauchentwicklung hervortaten, welche an einen ordentlichen Raffineriebrand erinnerte. Ein Blick in den Kalender verriet vorgestern aber: Nein, die ERCler hatten spielfrei. Außerdem sind die Anhänger aktuell anderweitig eingespannt, da die Polizei einen gerne vorgetragenen Schlachtruf anders interpretiert und frei nach dem Motto „Pyrotechnik ist vielleicht doch ein Verbrechen“ die Knallerei im Klenze untersucht.

Das Feuerwerk am Mittwoch, das zweifelsohne über dem Volksfestplatz gezündet wurde, war dagegen absolut angemeldet und auch genehmigt, wie die Stadtverwaltung gestern bestätigte. Alles hochseriös. Na, dann waren es vielleicht die Schausteller vom Volksfest, die hier zu (Feuer-) Werke gingen. Das Herbstfest, das sie seit Jahrzehnten an zwei Freitagen krachend illuminiert hatten, ist zwar schon ein Weilchen vorbei, die Nachwirkungen des Ingolstädter Wiesnauftriebs könnten aber erst jetzt eingetreten sein. Nicht allen gefiel, dass heuer erstmals nur am zweiten Festfreitag ein Spektakel an den Nachthimmel gezaubert worden war. Legten ein paar Achterbahn- und Autoskooterbetreiber zusammen, um die alte Tradition der doppelten Erleuchtung beizubehalten? Nein, wieder kein Treffer!

Es war, so kam dann heraus, der örtliche Elektronikmarktkettengroßkonzern, der sich das Weinzelt vom Herbstfest gesichert hatte und das 30-jährige Bestehen seines Ingolstädter Marktes an der Eriagstraße feierte – standesgemäß, ließe sich anfügen. Bairisch eingefärbt lautet das Motto des Konzerns eben: Derfst koa Depp sei!

Man kann mit Jubiläen aber auch ganz anders umgehen. Der Sportkeglerverein zum Beispiel lässt es heimlich krachen. Er feierte seinen 60. Geburtstag heuer in sehr speziellem Stil – mit einem internen Tandemturnier. Darauf ein Dreifaches: Vier, sechs, acht, jetzt hat’s gekracht. Was macht der Biber? Holz, Holz, Holz!