(tsk)
Stadtgeflüster vom 19. Februar 2018

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

(tsk) Irritiert stapft der Vogel an diesem Sonntagmorgen über das Dach des Hauses gegenüber. Jeder Dachziegel ist schneebedeckt. Das hatte er sich irgendwie anders vorgestellt, als er den Weg von seinem Winterquartier hierher zurück angetreten hatte.

Es ist eben nicht immer gut, einer der Ersten zu sein. Der frühe Vogel fängt sich derzeit am ehesten eine Erkältung ein - und die Wartezimmer sind voll.

Der Vogel vom Gebäude gegenüber, dem braunweiß-gefleckten Federkleid nach zu urteilen handelt es sich um einen Star, verliert jedenfalls kurz den Halt und rutscht hinunter Richtung Dachrinne, er hängt fest. Ein Flügelschlag. "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!", scheint er zu rufen. Doch niemand eilt ihm, dem Vogel des Jahres, zu Hilfe, also muss er sich selbst aus seiner misslichen Lage befreien - was ihm mit zwei weiteren Flügelschlägen auch gelingt. Er erhebt sich in die Lüfte und landet auf dem nächsten (schneebedeckten) Baum.

So überrascht wie der Star waren auch wir ob des überraschenden erneuten Schneeeinbruchs. Es sollte doch eher regnen, hatten wir gedacht. Zum Glück waren die Kommunalbetriebe offensichtlich besser vorbereitet. So wie wir es mitbekommen haben, hat der Winterdienst seine Arbeit ordentlich verrichtet - ganz besonders für die Radfahrer unter uns. Während die Autos sich durch manche (gemäß der Vorgabe des Stadtrates) nicht geräumte Nebenstraße kämpfen mussten, waren die Vorrangrouten für Radfahrer tatsächlich frei - und das in einer Autostadt. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis den Radfahrern bei uns zumindest eine gewisse Priorität eingeräumt worden ist, aber: Es ist ja nicht immer gut, einer der Ersten zu sein.