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Stadtgeflüster vom 18. Mai 2017

17.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

(sic) Die ungarische Stadt Hódmezövásárhely gehört zu den am häufigsten falsch geschriebenen Kommunen Zentraleuropas. Gleich hinter dem zweitplatzierten Llanymawddwy in Wales und dem niederbayerischen Kehlheim. Pardon: Kelheim.

Das Herzogsstädtchen an der Donau wird sogar seit Jahren im Ingolstädter Adressbuch beharrlich falsch geschrieben. Auf Seite 283 steht da so schön halbkorrekt: "Kelheimer Straße - Nach der Stadt Kehlheim benannt." Das liegt sicher an der Assoziation mit jener Untat anno 1231, als ein Mörder Herzog Ludwig dem Kelheimer mit einem Dolch an die Kehle ging.

Der am häufigsten falsch geschriebene Offizier der bayerischen Armee ist Generalmajor Franz Xaver Maria Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels (1773 bis 1833). Dem verdienten Soldaten haben die Schanzer das Kavalier an der Schlosslände gewidmet, allerdings konsequent unter dem Namen Dallwigk; mit zwei l statt mit einem. Dass diese spezielle Schreibung von der Quizshow "Dalli Dalli" mit Hans Rosenthal inspiriert ist, die ungefähr zur Zeit Ludwigs des Kelheimers im ZDF lief ("Sie sind der Meinung, das war spitze") ist unwahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen.

Dem Kavalier Dallwigk steht eine glanzvolle Renaissance bevor, weil dort 2023 das neue digitale Gründerzentrum (DGZ) einziehen wird. Wenn nur nicht immer dieses peinliche L zu viel wäre! Paul Schönhuber, Grandseigneur des Ingolstädter Leserbriefwesens, ließ uns gestern wissen: "Der DK hält auch in seiner heutigen Ausgabe wieder an der falschen Schreibweise dieses seit tausend Jahren bekannten Familiennamens fest. Es gibt viele noch lebende ,von Dalwigk'! Sie sehen das mit einer Mischung aus Heiterkeit und Befremdung."

Das wirklich Anspruchsvolle an diesem Namen ist ohnehin nicht das "Dal", sondern das "igk". Die Endsilbe kommt jetzt im digitalen Gründerzentrum zu Ehren, denn es wird "brigk" heißen - die Verschmelzung des englischen Worts brick (Ziegelstein) und Dallwigk (oder eben Dalwigk, aber das ist in diesem Fall wurscht). Als der DGZ-Geschäftsführer Franz Glatz am Dienstag den neuen Namen vor großem Publikum verkündete, witzelten zwar manche: "Brigk? Hieß so nicht mal ein Regal von Ikea" "Ne, das war eine Salatschleuder." Aber die Anhänger des schon arg angejahrten Genres des Schwedenwitzes blieben gottlob in der Minderheit.

Damit sich alle gleich die korrekte Schreibweise einprägen, hat das DGZ brigk-Schokolade verteilt (Foto). Auf diese gute Idee sind die Kehlheimer noch nicht gekommen! ‹ŒFoto: Hauser