(rh)
Stadtgeflüster vom 18. März 2016

17.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:04 Uhr

(rh) In Anbetracht seines bisherigen Wirkens für die Stadt Ingolstadt darf der Architekt Peter Sapp mit Fug und Recht als Lichtgestalt bezeichnet werden. Der Wiener Professor soll, was in der Fachwelt als absolute Pioniertat gilt, mit seinem Büro Querkraft ein unterirdisches Leuchtturmprojekt errichten.

Den Kulturfreunden ist nicht entgangen, dass der renommierte Baumeister den Auftrag für das neue Kunstmuseum auf dem Gießereigelände bekommen hat.

Feinsinnige Beobachter erinnern sich noch lebhaft an die Faszination, die damals im Architektenwettbewerb von Sapps Computerbildern ausging: eine gleichsam magisch von innen heraus leuchtende Gießereihalle bei Nacht, daneben im Boden ein breites Lichtband aus Glas, das den Blick in die unterirdischen Ausstellungsräume der Konkreten Kunst freigibt. Man war hingerissen von dieser architektonischen Vision.

Doch dann traf der Schöngeist aus Österreich auf die harte Wirklichkeit in Person des Stadtkämmerers. Ein gläsernes Lichtband? Nur über die Leiche Albert Wittmanns, der sogleich Vandalismus, permanente Abnutzungsgefahr, kurzum: ein kostspieliges Ärgernis witterte. Da stieß der ohnehin schwach ausgeprägte Wagemut der Stadträte schnell an seine Grenzen, und aus dem Lichtband à la Querkraft wurden pflegeleichtere Lichtkegel, auch Lichtkanonen genannt. Irgendwie sollten jetzt die Museumsbesucher durch so komisch geformte Röhren von oben einen Blick in den Ausstellungskeller werfen können.

Mittlerweile wird Peter Sapp seinen Ingolstädter Planungsauftrag wohl schon verflucht haben, denn auch die zweite Variante wird gestrichen. Der Stadtrat soll im April den "vollständigen Entfall" der Gestaltungselemente beschließen, weil dafür der Platz fehlt. Wie stehen wir jetzt bloß da vor der internationalen Fachwelt! Die Ingolstädter, so wird es heißen, sind nicht nur unfähig, einen Wolkenbügel für ein Kunstmuseum zu bauen, sie schaffen ja nicht einmal die paar Lichtelemente! Gerade von einem Ex-Bundeswehroffizier wie Albert Wittmann hätten wir uns schon etwas mehr Einsatz für die Lichtkanonen gewünscht.