(peh)
Stadtgeflüster vom 18. Januar 2018

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

(peh) Frankenstein hört auf. Also der einzig wahre Frankenstein - der aus Ingolstadt, der immer die Touris bei den Stadtführungen nachts durch die Schanz schleift und ihnen erklärt, wo die Uni war und die Illuminaten.

Und ehrlich gesagt - man kann's ja verstehen. 200 Jahre sind wirklich genug. Man muss sich den Mann nur mal anschauen. Andere gehen mit 67 in Rente und regen sich mordsmäßig auf. Dabei kommt mit 80, 90 schön langsam erst die Routine.

1818 ist der Roman erschienen, und seitdem ist die Arbeit für Frankenstein nicht weniger geworden. Es sind ja nicht nur die Jahrzehnte mit den Grusel-Führungen in Ingolstadt. Der ganze Rest drum herum hält so auf. Immer nur Leichen ausgraben, künstliches Leben erschaffen und am Schluss blöde Ungeheuer jagen, wenn wieder mal was nicht hinhaut. Das wird irgendwann mal langweilig. Selbst einem Viktor Frankenstein. Da ist man ein genialer Wissenschaftler und studiert extra an der alten Ingolstädter Uni. Und dann? Bis zur Rente immer dasselbe, tagaus, tagein. Sooo prickelnd ist das nun auch wieder nicht.

Da hätte man ja gleich zur Ingolstädter Stadtverwaltung gehen können - was unser Frankenstein dann ja auch getan hat. Städtischer Pressesprecher hört sich zwar nicht besonders sexy an, aber da spart man sich wenigstens die nächtliche Schaufelei am Friedhof. Nicht, dass Sie jetzt meinen, die hätten keine Leichen im Rathaus. Wahrscheinlich mehr als genug! Aber die tun alles dafür, dass die auch schön brav im Keller bleiben. Gut, sicherlich, gewiss, so ganz ohne Monster geht's halt doch nicht. Und manchmal könnte einem das eine oder das andere in der Stadt schon ein bisserl ungeheuerlich vorkommen. Aber neues Leben muss der Klarner-Michel zumindest keines schaffen, wenigstens das bleibt unserem Frankenstein bei der Stadt erspart. Also zumindest hat der Oberbürgermeister bisher noch nichts Derartiges verlauten lassen. Obwohl, beim Lösel weiß man ja nie . . .