(peh)
Stadtgeflüster vom 18. Februar 2017

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

(peh) Unter den vielen Auszeichnungen, die schon (ob nun zu Recht oder zu Unrecht) nach Ingolstadt gingen, verdient eine einen Ehrenplatz. Im Rahmen des renommierten deutschen Ziegelpreises, der zum dritten Mal bundesweit ausgeschrieben worden war, erhielt der Wohnungsbau auf dem Pioniergelände zwar keinen Preis, aber immerhin eine Anerkennung. "Typisch Ingolstadt", wird da mancher wieder maulen, "zu mehr langt's halt nicht."

Doch die Sache lohnt einen genaueren Blick. Denn das Projekt ist mehr als eine fade Konversion auf einer Militärbrache oder irgendein Neubaugebiet. "Wohnen am Auwald" haben es die Planer getauft, und das ist ja nicht irgendwo. Das vermittelt schon im Namen jede Menge Grün, zwitschernde Vögel und Refugien für vom Aussterben bedrohte Tierchen wie die Malven-Langhornbiene. Und vor allem viel Ruhe.

So was können natürlich Architekten wie Meier oder Huber nicht planen. Oder etwa Mies van der Rohe, Frei Otto oder Hardt-Waltherr Hämer. "su und z architekten PartG mbB" lautet tatsächlich der Name des maßgeblichen Münchner Büros. Dass dieser auf eine subtile Weise Assoziationen an einen misslungenen Raketenstart in Nordkorea erweckt, sei nur am Rande erwähnt.

Bemerkenswert auch die Begründung der Jury des legendären Ziegel Zentrums Süd, das den Preis ausgelobt hat: Da ist von "Baukörpern in windmühlenartiger Anordnung" die Rede, von zwei- und dreigeschossigen Kuben, die Räume definieren, und weiter: "Alle Gebäude sind massiver Bauart und werden einschalig monolithisch nach den Anforderungen der EnEV 2009 errichtet. Großzügige Fenster gliedern die Lochfassade. Fensterfaschen heben sich vom rauen Untergrund ab und geben der Putzoberfläche Tiefe. Textur und Farbe rhythmisieren die Fassaden."

Da kann jetzt wirklich keiner mehr sagen, das Ziegel Zentrum Süd hätte sich nichts bei seiner Anerkennung für das Büro (Achtung!) "su und z architekten PartG mbB" gedacht. Wer also künftig auf der Manchinger Straße wieder mal im Stau steht, wird das "Wohnen am Auwald" vermutlich mit ganz anderen Augen betrachten.