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Stadtgeflüster vom 18. August 2017

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

(rl) Ingolstadt und Bier - das ist eine ganz eigene Geschichte. Sie wissen schon, 1516, Ingolstadt, Herzog Wilhelm IV., Reinheitsgebot, will heißen, zur Herstellung von Bier dürfen nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden.

Vergangenes Jahr feierten die Ingolstädter das 500-Jahr-Jubiläum des Reinheitsgebots mehr oder weniger intensiv. Immerhin sprudelt seitdem ab und zu in Ingolstadt ein Bierbrunnen. Na ja, eher ab als zu, um genau zu sein. Doch zu bestimmten Terminen wird an dem Brunnen vor dem Georgianum um 15.16 Uhr das Reinheitsgebot verkündet, bevor anschließend für 40 Minuten der Bierbrunnen echten Gerstensaft ausspukt. Am 26. August ist es wieder so weit. Karten für die Verkostung gibt es in der Tourist-Info am Rathausplatz.

Ein anderer legendärer Zapfhahn in der Schanz ist nach Mariä Himmelfahrt endgültig versiegt: der der Gaststätte Gambrinus in der Friedrich-Ebert-Straße. Das Gambrinus hatte am Feiertag den letzten Tag geöffnet. Fast schien es so, als wollte der Gambrinus, jener legendäre König, der als Erfinder des Bierbrauens angesehen und mitunter (fälschlicherweise) als Schutzheiliger der Brauer verehrt wird, demjenigen, der für die Schließung der Traditionsgaststätte verantwortlich ist, gehörig den Marsch blasen. Am frühen Abend, als der Biergarten sich gerade mit Stammgästen füllte, drohte ein Unwetter den letzten Gambrinus-Tag zu verwässern. Doch der Wind, der plötzlich wehte, dass sich die Äste der vier prachtvollen Kastanienbäume nur so bogen, blies die Wolken weg. Sodass die Stammkunden doch noch gebührend von der Lokalität und den ihnen ans Herz gewachsenen Wirtsleuten Abschied nehmen konnten.

Einer der besonders treuen Stammgäste, der 83-jährige Erwin Karmann, nutzte die Anwesenheit der DK-Redakteurin, die einige Tage zuvor einen Artikel über die letzte Runde im Gambrinus geschrieben hatte, gleich für eine Richtigstellung: Das Bier habe er als kleiner Bub im Gambrinus für seinen Vater "nicht in einer Kanne geholt, sondern in einem Maßkrug". Ein Bier aus der Kanne, also wirklich! In Ingolstadt, der Stadt des Reinheitsgebots, wäre das natürlich völlig undenkbar.