(reh)
Stadtgeflüster vom 15. März 2013

14.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:23 Uhr

(reh) Was hat der arme Veit Ungerneder nur angestellt? Warum darf er nicht weiter im Konzert der Großen mitspielen? Er hat sich unseres Wissens nie negativ über die bayerische Bildungspolitik geäußert. Weder die Übertrittsregelung in den Grundschulen angeprangert, noch die Abschaffung der Notengebung gefordert, geschweige Ludwig-Spaenle-Witze gerissen.

Denn auf den Kultusminister ist Ungerneder nie getroffen. Der gute Veit ist seit 1754 tot.

Zugegeben, wir mussten auch erst nachblättern, um wen es sich bei unserem neu gewonnenen Freund überhaupt handelte. Im offiziellen Adressbuch der Stadt ist über ihn zu lesen: Feldtrompeter Veit Ungerneder, geborener Ingolstädter, erhielt 1746 von Kurfürst Max Josef die Spielgrafenwürde (staatliche Leitung der Musik- und Theaterpflege).

Diese Lebensleistung klang in den Ohren der Ingolstädter Stadtväter durchaus beeindruckend. Sie widmeten Trompeter Ungerneder eine Straße im Nordwesten und bauten dort eine Schule. Doch Veit könnte nur mehr den Blues anstimmen, wenn er noch leben würde, denn die Liebe der Ingolstädter zu ihm scheint nur mehr an eine Kakofonie zu erinnern. Die harten Töne sind diese: Die Schule an der Ungernederstraße wird nicht mehr den Namen des Patrons tragen, sondern den eines anderen Mannes, wie die Ingolstädter Stadträte am Mittwoch beschlossen haben.

Ja, es stimmt natürlich, der große Entdecker dürfte der trompetende Veit nie gewesen sein. Da hat ihm Sir William Herschel den Planeten Uranus voraus. Deshalb darf Herschel im Nordwesten der Stadt auch Namensstifter für die benachbarte Mittelschule an der bereits nach ihm benannten Straße bleiben. Hätte Ungerneder, nun sagen wir mal, Amerika entdeckt, ja dann hätte auch er bleiben dürfen. So aber muss er hinter Christoph Kolumbus zurücktreten, denn dem großen Seemann wird die Schule an der Ungernederstraße tatsächlich gewidmet – und Trompeter Veit kann nur noch Trübsal blasen.

Das gilt auch für einen weiteren prominenten Bürger dieser Stadt, nach dem zwar noch keine Straße benannt ist, aber dafür ein wiederkehrendes Phänomen. Fester Bestandteil der Treffen des Schulausschusses müsste der Sachstandbericht zur Gabriel-Engert-versucht-es-mal-wieder-Mission sein. Der Kulturreferent tingelt von Schule zu Schule und möchte Marieluise Fleißer als Namenspatronin für irgendeine andere Bildungseinrichtung als die Stadtbücherei loswerden. Leider bisher vergebens. Am Gymnasium Gaimersheim (der Name bleibt vorerst) oder der Mittelschule an der Maximilianstraße (bald Asam-Mittelschule) blitzte er ab. Aber vielleicht lässt sich ja noch herausfinden, ob die Fleißerin vielleicht doch an der Entdeckung der Sonnenflecken beteiligt war. Oder Machu Pichu wiederentdeckte. Oder mit Ingolstädter Pionieren am Hindukusch auf Entdeckungstour ging. Irgendetwas muss sich doch finden lassen. Engert hofft weiter.