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Stadtgeflüster vom 14. August 2014

13.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

(rh) In diesen Tagen der Kriegserinnerung ist viel von Schützengräben und feindlichen Fronten die Rede. Allerorten wird der blutigen Katastrophe gedacht, die vor hundert Jahren ihren Anfang nahm. Umso mehr ist deshalb äußerste Zurückhaltung beim Einsatz militärischen Vokabulars geboten, wenn nicht auf Leben und Tod, sondern nur um ein paar Straßenkilometer gekämpft wird.

Das fiel den feindlichen Kräften im Norden Ingolstadts in den vergangen fünf Jahren nicht immer leicht, zumal einer der Wortführer als ehemaliger Bundeswehroffizier die soldatische Ausdrucksweise noch nicht restlos abgelegt hat. Ob Ettings beziehungsweise Ingolstadts Bürgermeister Albert Wittmann am kommenden Montag ebenfalls zum Spaten greift, ist unsicher. Offiziell angekündigt ist eine symbolische Amtshandlung in Person des Oberbürgermeisters, der nunmehr gemeinsam mit dem Eichstätter Landrat definitiv den Weiterbau der Nordumgehung Gaimersheim verkündet.

Möglicherweise wird dieser feierliche Akt von Salutschüssen auf Wettstettener Seite begleitet werden. Auf der Gegenseite jedoch ist Trauer angesagt. Joachim Siebler, einer der Anführer der Ettinger Bürgerinitiative, hat Christian Lösel bereits angeboten, bei der Zeremonie „einige abschließende Worte zum Bau der Nordumgehung beizutragen“. Dies wird dem Bezirksrat der Grünen wohl nicht vergönnt sein. So ruft er seine Mitstreiter zu einer stillen Gedenkfeier auf dem benachbarten Grundstück eines Landwirts auf. Der Spatenstich, resigniert Siebler, bedeute „den Anfang vom Ende unserer bislang vom Verkehr verschonten Natur im Norden Ettings“.

Während am Montag also die politische Festgesellschaft zur Brotzeit ins Sportheim wechselt, wollen die trauernden Hinterbliebenen der unberührten Natur in angemessener Weise vom Verkehrskreisel zu einem Marterl ziehen. Da sich aus den Geldbeständen der Ettinger Bürgerinitiative noch ein Rest erhalten hat, soll damit ein Gedenkstein aufgestellt werden. Das Marterl direkt neben der Straßentrasse trägt die Inschrift: „Hier ruht die Vernunft.“