(tsk)
Stadtgeflüster vom 13. Juni 2017

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

(tsk) Sie haben aber auch Spaß miteinander, diese jungen, modisch, aber nicht zu modisch gekleideten sympathisch wirkenden Menschen, die einem seit einigen Monaten im Klenzepark, am Brückenkopf und sonst wo in der Innenstadt auffallen. Sie stehen an ihrem Stand, haben immer ein paar Exemplare der Zeitschrift ihrer Glaubensgemeinschaft dabei - aber angesprochen wurden wir von ihnen noch nicht.

Sie scheinen sich selbst genug zu sein. Da hat der Biss-Verkäufer schon deutlich mehr Sendungsbewusstsein. Die Splittergruppen-Christen anzusprechen, wäre uns auch noch nicht in den Sinn gekommen - am Ende ließen wir uns noch in ein lebenslanges Zeitschriftenabo plus Motivationsseminare hineinquatschen. In dem Zusammenhang erinnern wir uns daran, unbedingt einmal zu überprüfen, ob wir immer noch Geld an die Organisation überweisen, die uns damals in der Studentenbude besucht hatte, um uns um Unterstützung für mit dem Mund Postkarten bemalende Körperbehinderte zu bitten. Das war eine Erfahrung, die uns im Umgang mit Unbekannten hat vorsichtig werden lassen.

Und wir sind da offenbar kein Einzelfall. Es sei für sie sehr schwer, in Ingolstadt Einheimische kennenzulernen, sagte eine Spanierin, die wir am Wochenende kennengelernt haben. Die Ingolstädter sprächen nicht einfach fremde Leute an. So habe sie vor allem Kontakt zu anderen Spaniern, die hier leben. Im Sommer, so hofft sie, werde es besser, wenn sich die Menschen nicht mehr drinnen verschanzen. Eine gewisse Schwierigkeit sah sie aber auch dabei: Sie könne ja nicht einfach in den Park gehen und Leute ansprechen. Dann dächten alle, sie sei loco, also verrückt. Denn zu solchen Methoden greifen in Ingolstadt ja nicht einmal mehr die Bibelverkäufer.