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Stadtgeflüster vom 12. Februar 2016

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

(rh) Boulevardzeitungen zeichnen sich unter anderem durch ihre großen Buchstaben aus. Das bringt die Redakteure manchmal arg ins Schwitzen, denn der Platz für Überschriften ist doch sehr begrenzt. Wenn etwa die Boulevardblätter in München eine Meldung über ihr örtliches Spitzenorchester veröffentlichen, greifen sie gern zu einem Trick: Die "Philis" sind viel kürzer und klingen irgendwie netter als die Münchner Philharmoniker.

Gleichzeitig stellt diese liebevolle Kurzformel auch für den einfachen Leser sofort eine emotionale Bindung zur E-Musik her.

So gesehen haben wir volles Verständnis für unseren Oberbürgermeister, wenn er die sperrige Abkürzung GKO für das Georgische Kammerorchester nicht mag. Christian Lösel, der momentan umständehalber etwas intensiver über die Musikkultur nachdenken muss als sonst, hält GKO geradezu für eine Antiwerbung, wie er im DK-Gespräch verriet. Die ganzen Zuzügler, die sich in Ingolstadt niederließen, könnten damit kaum etwas anfangen, ebenso wenig wie mit den Abkürzungen IFG und MVA. Da sei wohl eine andere Werbestrategie gefordert.

Wenn wir den OB richtig verstanden haben - ganz sicher sind wir uns dabei nicht -, soll das Georgische Kammerorchester aber vorderhand keine Tochtergesellschaft der IFG werden, obwohl durchaus einige Synergieeffekte denkbar wären. So ist IFG-Chef Norbert Forster gegebenenfalls problemlos in das Management des Orchesters einzubinden. Wer es schafft, ein Kongresszentrum zu bauen, der wird sogar mit dem gefürchteten Temperament dieser Musiker fertig. Ensembles, die schon etwas bekannter sind als unser Kammerorchester, erkennt man übrigens daran, dass sie Abkürzungen gar nicht mehr nötig haben. Wenn die Kenner von den "Berlinern" sprechen, ist damit die Elitetruppe der Berliner Philharmoniker gemeint. Und die berühmte Konkurrenz aus Österreich nennt man nur die "Wiener". Der internationale Durchbruch ist für das Georgische Kammerorchester erst dann wirklich erreicht, wenn die Fachwelt von "den Ingolstädtern" schwärmt.