(reh) Traditionen und Bräuche sind etwas Herrliches. Lieb gewonnene Rituale versüßen uns den Alltag. Oder sie geben uns dieses lange vermisste Heimatgefühl, wenn man zu lange in den Ferien außer Landes weilte und dann auf der Rückreise aus dem Süden am Irschenberg oder am Hofoldinger Forst kilometerlang im Stau steht, hinten im Auto krähen die Kinder "Sind wir bald da" - so muss ein Urlaub enden.
Da fühlen wir uns dahoam.
Auch direkt in Ingolstadt gibt es diese wunderbaren Traditionen, wie sie das Donaufest der Narrwalla alljährlich wechselnd mit einer überspülten Donaubühne oder Schnürlregen an allen Festtagen bietet. Sogar im Jahrhundertsommer des letzten Jahres regnete es hier. Doch da schmeckt die Maß Bier umso besser. Vielleicht wird es dieses Jahr für die Besucher tatsächlich trocken. Der gebeutelten Narrwalla wäre es zu wünschen.
Definitiv nass allerdings werden am heutigen Freitag zum Auftakt des Donaufests die anderen Traditionalisten, die den Lanzenkampf auf Zillen zum Spektakel erkoren haben. Und heuer dabei auf tatkräftige Unterstützung zählen dürfen. "Ich finde es großartig, dass sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich um die Pflege alter Schanzer Traditionen kümmern - deshalb habe ich auch sofort zugesagt, meinen persönlichen Einsatz beim Fischerstechen zu zeigen." So lässt sich fürwahr OB Christian Lösel öffentlich zitieren, der heute ab etwa 18 Uhr tatsächlich in Schaukämpfen gegen andere Politiker antreten wird. Mit dem FW-Fraktionschef Peter Springl und Grünen-Mann Christian Höbusch an Bord wird sich der Lanzenkampf womöglich zur Fortführung der Stadtratsdiskussionen mit anderen Mitteln entwickeln.
Da dem Rathauschef Lösel die Traditionspflege so sehr am Herzen liegt, dürfte er in Kürze mit original Krachlederner auch aktiv beim Volkstanztreffen seine Runden drehen, beim städtischen Ramadama rund ums Rathaus mit anpacken und Fast-Food-Müll aus dem Tortenbrunnen klauben oder heute nach dem erwarteten Sturz von der Zille in den Fluss gleich noch ein paar Runden als Ein-Mann-Donauschwimmer mit Gedanken an ein Donaumuseum drehen - wie man es halt früher gemacht hat.
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