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Stadtgeflüster vom 11. März 2017

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

(ro) Diogenes von Sinope - ja, richtig: der mit dem Fass - hatte sich den spärlichen Überlieferungen zufolge einer sehr bescheidenen, ja geradezu hüná †dischen Lebensweise verschrieá †ben. Was allerdings auch mit einem Benehmen verbunden war, für das er heutzutage in die Klapsmühle gesperrt und dort ruhiggestellt würde.

Sei's drum: Des griechischen Philosphen Denken mündete in der Erkenntnis, dass nur wirklich glücklich sein könne, wer sich von allen Zwängen und überflüssigen Bedürfnissen frei mache. Glück und Erleuchtung durch Askese - und deshalb wohl auch sein Leben im Fass.

Womit wir bei Audi wären. Wie uns hinterbracht wurde, hat nun auch die Leitung der VW-Tochter ein Fass, nein Fässer! Die stehen, von Lehrlingen aus alten Klebemitteltonnen zu spartanischen, also unbequemen Sitzgelegenheiten umgebaut, in einem jüngst auf der Vorstandsetage eingerichteten "Kreativraum". Dazu bastelten die Azubis aus Euro-Paletten und Pressspanplatten noch so eine Art Sofa zusammen. Das schlichte Mobiliar sollte dann auf abgetretenem Holzboden stehen. Was aber angeblich an ästhetischen wie finanziellen Bedenken scheiterte. Die Folgen der kreativen Behandlung von Diesel-Abgasen zwingt halt zum Sparen. So bleibt es bei der grauen Auslegeware.

Viel interessanter ist freilich, was den Ober-Audianern in ihrem "Kreativraum" künftig so an Lichtern aufgeht. Stellen wir uns - nur so als Beispiel - mal vor, wie Produktionsvorstand Hubert Waltl und Finanzchef Axel Strotbek, in den Klebertonnen klemmend, ganz kreativ darüber diskutieren, welche Werkzeuge sich denn am besten zur Bilanzoptimierung eigneten. Oder wie sich der Werkzeugbau zur Gelddruckmaschine umfunktionieren ließe.

Blödsinn? Klar - aber: Nach den Erfahrungen mit "Dieselgate" hoffen wir inständig, dass die künftigen Erleuchtungen in der Audi-Vorstandsetage vor allem dazu angetan sind, den Karren mit den vier Ringen wieder aus dem Dreck zu bekommen und einer gloriosen Zukunft zuzuführen. Dies aber sollten die Herren an der Ettinger Straße auch bedenken: "Ein Tropfen Glück ist mehr als ein Fass Geist" - Diogenes.