(rh)
Stadtgeflüster vom 1. September 2015

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

(rh) Ein bayerischer Sozialdemokrat in der Erfolgsspur – wer mit diesem Satz einen Text einleitet, riskiert gleich zu Beginn seine Glaubwürdigkeit. Denn im Freistaat Bayern hat der Erfolg nicht viele Väter, sondern höchstens drei: erstens die CSU, zweitens die CSU, und falls, drittens, in Einzelfällen noch irgendwelche Zweifel bestehen, räumt Sigmund Gottlieb sie am Abend in einem Tagesthemen-Kommentar restlos aus.

Und doch arbeiten gerade die Repräsentanten der Ingolstädter Sozialdemokratie im Stillen und mit Beharrlichkeit an der gedeihlichen Entwicklung unserer Stadt. Da den Genossen die heimische Schanz besonders am Herzen liegt, verzichten sie ganz bewusst auf die Mitarbeit in überregionalen Parlamenten wie dem Bezirkstag, dem Landtag und dem Bundestag. Wer jedoch einmal für die SPD ein Stadtratsmandat errungen hat, der gibt es bis ins hohe Alter nur unter Androhung von Gewalt wieder her. So bringt die Rathausfraktion immer wieder gereifte Führungspersönlichkeiten hervor, die ihr Spätwerk entsprechend zu genießen verstehen.

Kürzlich konnte man etwa den Vorsitzenden Achim Werner bei der Jungfernfahrt über die nagelneue Umgehungsstraße nördlich von Etting beobachten, die heute offiziell dem Verkehr übergeben wird. Wie einst Kaiser Franz nach dem Gewinn des WM-Titels in Rom, als er – ganz allein und in sich versunken über den Rasen schreitend – seinen Triumph auskostete, sog Fraktionsführer Werner auf dem E-Bike den betörenden Duft des frischen Asphalts in tiefen Zügen ein (Foto). Ja, mit dem Bau dieser schwer umkämpften Straße hatte er es seinem alten Rivalen Albert Wittmann mal so richtig gezeigt! Ja, auch das Leben eines bayerischen Sozialdemokraten hatte mitunter seine schönen Momente!

P.S.: Um der Wahrheit die Ehre zu geben – das Foto entstand auf Veranlassung des DONAUKURIER und zeigt Achim Werner bei der Anfahrt zum Sommerinterview.