Pfaffenhofen
Stadt will Sammlung einmotten

Ein Neuanfang in der Spitalkirche ist vom Tisch – Zukunft des Mesnerhaus-Museums ungewiss

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Die rund 500 Kunstgegenstände und Ausstellungsstücke des Mesnerhaus-Museums sind vor zwei Jahren inventarisiert worden. Die Stadtratsmehrheit hat nun beschlossen, dass die Sammlung eingelagert werden soll. Die Idee eines modernen, neuen Museums im Nebentrakt der Spitalkirche ist hingegen vom Tisch - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Die Vision eines modernen Glaubensmuseums in Pfaffenhofen ist gescheitert: Der Stadtrat hat das neue Konzept für das bisherige Museum für religiöse Kunst und Volksfrömmigkeit abgelehnt. Damit stehen Stadt und Landkreis als Träger nach acht Jahren Lösungssuche wieder am Anfang.

Seit das bisherige Museum im Mesnerhaus 2007 wegen Statik- und Brandschutzmängeln teilweise für die Öffentlichkeit gesperrt werden musste, droht die Sammlung religiöser Kunst und Volkskunst in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Mit dem Umzug in den Spitalkirchen-Anbau am Pfaffenhofener Hauptplatz und einer Neukonzipierung unter dem Titel „Stadt – Land – Glaube“ hätte sie zu neuem Glanz kommen sollen (PK berichtete).

Die Machbarkeitsstudie dazu konnte den Stadtrat aber nicht überzeugen. Der Mehrheit war die Realisierung schlicht zu teuer. Denn statt der ursprünglich angepeilten 600 000 Euro sollten sich die Investitionskosten für Gebäudesanierung und Ausstattung nun auf fast zwei Millionen Euro belaufen, hinzu kämen laufende Ausgaben in Höhe von je rund 90 000 Euro pro Jahr für Stadt und Kreis. Außerdem erschien vielen Stadträten der schmale Spitalkirchenanbau mit gerade mal rund 280 Quadratmetern Ausstellungsfläche als zu klein und beengt für ein Museum. Auch an die prognostizierten Besucherzahlen von bis zu 4200 Personen pro Jahr wollte kaum einer so recht glauben. Am Ende stimmten bei einer Grundsatzentscheidung nur die CSU-Fraktion, Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und Reinhard Haiplik (ÖDP) für die Realisierung des Glaubensmuseums in Zusammenarbeit mit dem Landkreis – das Vorhaben scheiterte mit 12:16 Stimmen.

Die Ablehnung sei eine „Vernunftsentscheidung“, sagte SPD-Stadtrat Andreas Hersch-mann nach einer sehr emotionalen Diskussion über das Für und Wider (siehe Kasten). Er beantragte eine andere Lösung: die Sammlung in Zusammenarbeit mit dem Landkreis einzulagern und künftig nur noch in temporären Ausstellungen zu zeigen. Mit einer 17:10-Mehrheit wurde dieses gewünschte Vorgehen auch beschlossen. Aus den Reihen der bunten Koalition sperrte sich nur Haiplik: „Ich fürchte eine Auslagerung der Objekte“, sagte der Heimatforscher. „Sie könnten in Vergessenheit geraten, irgendwo in einem Schuppen – und dafür sind sie doch zu wertvoll.“

Das Einlagern der Sammlung ist allerdings erst einmal nur ein Vorschlag des Stadtrats und keineswegs gesetzt. Da sich bekanntlich Kommune und Kreis die Trägerschaft (und damit die Kosten) des Museums seit den 70er Jahren teilen, ist derzeit nicht absehbar, wie es weitergehen wird. Schließlich hat der Kreistag auch noch ein Wörtchen mitzureden. Eigentlich hätte er am 20. Juli ebenfalls über das Museumskonzept abstimmen sollen – doch dieser Tagesordnungspunkt wird wohl abgesetzt. „Ich bedauere, dass der Stadtrat das mehrheitlich nicht annehmen konnte“, sagt Landrat Martin Wolf (CSU) zur Ablehnung des Museums. Er habe das Konzept als sehr schlüssig und gelungen erachtet. „Der Landkreis hat zweimal ein Angebot unterbreitet, wie es weitergehen könnte“, sagt der Landrat im Rückblick auf die vergangenen Jahre. „Das hat beide Male aufseiten der Stadt keine Mehrheit gefunden.“ Jetzt liege der Ball im Spielfeld der Kommune, betont Wolf. „Wir sollten uns über das weitere Vorgehen aber alle noch einmal eine Gedankenpause bis zum Herbst geben.“

Fraglich dürfte auch sein, ob die Mehrheit der Kreisräte die Kooperation mit der Kommune überhaupt noch fortsetzen will, wenn die Pfaffenhofener die Sammlung einmotten wollen. Ein Stück weit werden sie es aber müssen: Der gemeinsame Pachtvertrag für das Mesnerhaus, das eigentlich der Kirchenstiftung gehört, läuft nämlich noch gut 20 Jahre – ungeachtet dessen, was mit der Sammlung geschehen wird.