Vohburg
Stadt Vohburg im Krisenmodus

Abgespeckte Stadtratssitzung, Neuordnung der Kinderbetreuung, Rathaus geschlossen, Suche nach Helfern

18.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:42 Uhr
Gut gelaunt waren gestern Vormittag Valentina (Mitte linkes Bild) und Ioana, die im Vohburgern Kindergarten Rappelkiste mit Betreuerin Jacqueline Sarauer spielen durften. Die Schlangen vom Montag sind vor der Landratsamt-Außenstelle in Vohburg verschwunden. Gestern meldeten nur vereinzelt Personen ein Fahrzeug an oder ab. −Foto: Konze

Vohburg - Gerüchte besagen seit zwei Tagen, auch Vohburg hätte nun einen ersten Corona-Fall.

 

Bürgermeister Martin Schmid weiß offiziell nichts von einem Infizierten in Vohburg. Ausschließen kann er es aber auch nicht, er verweist wie die Fachleute auf die Dunkelziffer. Fest steht dagegen, dass Vohburg weitere Schritte unternimmt, um dem Coronavirus wenig Chancen zur Verbreitung zu bieten.

Gestern Vormittag wurde im Büro des Rathauschefs getagt. Ergebnisse: gestrafftes Programm für die Stadtratssitzung in der kommenden Woche; Neuordnung der Unterbringung von Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten; Aufruf zur Hilfe beim Einkauf für ältere oder kranke Menschen; als Vorsorge vor und nach dem Blutspendetermin am 30. März wird die Schulturnhalle vor- und nachher desinfiziert. "Die Blutspende findet statt", sagt der Rathauschef. "Es gab einen dringenden Aufruf, Blut zu spenden. "

Zudem gibt es vorerst keine persönliche Gratulation der Stadt bei runden Geburtstagen von Vohburger Bürgern. Ob heuer Maibäume aufgestellt werden dürfen, entscheidet sich, so Schmid, später. "Aber es ist eher wahrscheinlich, dass das in diesem Jahr ausfallen muss. "

Der Bürgermeister war gestern Vormittag sauer "auf Unvernünftige", wie es Schmid vorsichtig formulierte. "An den Kinderspielplätzen werden die Verbotsschilder weggerissen, liegen dann irgendwo in einem Garten oder am Straßenrand. " Schmid, ehemals Polizist, weiß, was das für diese Menschen bedeuten kann: "Zum einen Sachbeschädigung, zum anderen Hausfriedensbruch. " Dass die Vohburger aber auch vernünftig sind, bewies die Schlange gestern Vormittag auf dem Stadtplatz. Die Kunden des Metzger-Mobils hielten mindestens zwei Meter Abstand zum Vordermann. Gut zu sehen vom Büro der Bürgermeisters im ersten Stock des Rathauses. Apropos Rathaus: Dieses ist natürlich geschlossen für Besucher. Ausnahmen sind möglich - "in dringenden Fällen, aber nur nach Absprache", wie es Geschäftsleiter Andreas Amann umschreibt. Grundvoraussetzung ist ein vorab vereinbarter Termin.

Ohne den geht es auch in der Zulassungsstelle in der Landratsamt-Außenstelle in Vohburg nicht. Anmelden können ihre Fahrzeuge hier - im Gegensatz zu sonst - nur Personen aus dem Landkreis Pfaffenhofen. Am Montag bildeten sich hier Schlangen mit bis zu 25 Menschen - weil Ingolstadt seine Zulassungsstelle kurzfristig geschlossen hatte.

 

Zur Stadtratssitzung nächsten Dienstag: "Die Tagesordnung haben wir abgespeckt", sagt Schmid. Es geht im öffentlichen Teil der Sitzung um den Haushalt, um eine Entscheidung zum Schützenverein, um den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan Rockolding und um den Erlass der Kindergartengebühren ab 1. April. "Bei den restlichen geplanten Tagesordnungspunkten gibt es durch mich Eilentscheidungen. " Schmid betont aber auch: "Alles passiert in Absprache mit den Fraktionssprecher. Hier wird gemeinsam entschieden. "

Da eine öffentliche Sitzung öffentlich ist, können Zuhörer nicht ausgeschlossen werden. "Ich appelliere an die Vohburger, eigenverantwortlich zu entscheiden, ob sie kommen wollen", sagt Schmid. Er betont aber auch: "Mehr als 15 Zuhörer können und werden wir nicht zulassen. " In Vohburg besuchen immer zwischen 25 und 50 Zuhörer die Sitzungen. Die Sitzordnung muss auch überdacht werden. In der Verwaltung denkt man an schräg gegenüber versetzte Ratsmitglieder. Ein Probelauf wird zeigen, ob dann alle Stadträtinnen und -räte und die Vertreter der Verwaltung Platz finden. Offen ist auch, ob überhaupt alle Stadtratsmitglieder kommen. "Mit elf Stadträten sind wir beschlussfähig", weiß Amann.

Wichtig war Schmid gestern auch der Aufruf der Stadt: "Wir suchen Helfer, die Älteren oder Kranken beim Einkauf helfen. Ich baue da auf die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Vohburger. " Melden könne sich Freiwillige im Vorzimmer des Bürgermeisters bei Beate Schoberer unter der Telefonnummer (08457) 929223.

Neu geordnet wird die Notgruppe für Kindergarten-Kinder, deren Eltern wegen ihres wichtigen Berufes nicht zuhaue bleiben können. Die Notgruppe in der Rappelkiste - für alle Vohburger Kindergärten - wird auf Weisung der Bayerischen Staatsregierung aufgelöst. Die Kinder müssen in den jeweiligen Kitas betreut werden, in die sie sonst auch gehen. Bedeutet: Es haben wieder alle geöffnet. Der Bedarf, Stand gestern Vormittag, sind nun je zwei Kinder in Menning und in der Rappelkiste, je ein Kind ist es in Rockolding und im Spatzennest. Zwei Kinder werden im Hort betreut.

DK