Nürnberg
"Stadt-Sheriffs" wollen Schlagstöcke

Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel möchte für den Außeneinsatz grünes Licht geben

27.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:52 Uhr
Noch ohne Knüppel ist der Außendienst der Stadt Nürnberg (ADN) seit 1. April im Stadtgebiet unterwegs. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Eigentlich sollte der neue Außendienst Nürnberg (ADN) die Straßen der fränkischen Großstadt sicherer machen. Doch jetzt fordern die "Stadt-Sheriffs" selber Schlagstöcke, um sich im Ernstfall bei Übergriffen besser verteidigen zu können.

Seit dem 1. April ist der Außendienst der Stadt Nürnberg (ADN) im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Die CSU-Stadtratsfraktion hat nun wissen wollen, welche erste Zwischenbilanz die kommunalen Ordnungshüter ziehen. Der 100-Tage-Bericht der "Stadt-Sheriffs" hat es durchaus in sich. Neben Erfolgen geht die Truppe auch auf Probleme ein.

In zwei Fällen ist laut ADN bisher die Hinzuziehung der Polizei notwendig gewesen. Besonders die Forderung nach Schlagstöcken für den Eigenschutz hat politische Sprengkraft. Hintergrund ist das Tauziehen zwischen CSU und SPD vor der Einführung des Außendienstes. Die Konservativen haben immer für eine kommunale City-Streife für mehr Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung in Nürnberg geworben. Die Sozialdemokraten hatten sich lange Zeit gegen den Aufbau gewehrt.

Gemeinsam haben die Kooperationspartner im Rathaus den Außendienst im letzten Jahr auf den Weg gebracht. Allerdings wurde beschlossen, dass die neuen Außendienstmitarbeiter in ihren Uniformen nicht als "Schwarze Sheriffs" sondern als "Ansprechpartner und Helfer der Bürger" wahrgenommen werden sollen. Laut den Vorstellungen im Rathaus soll die neue Streife eher durch ihre sanfte Präsenz auf Spielplätzen und in Grünanlagen auffallen, anstatt mit Schlagstöcken am Gürtel für Abschreckung zu sorgen.

Für den sicherheitspolitischen Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, Rainer Nachtigall, ist der Fall trotzdem klar. Als Polizeibeamter kann Nachtigall den jetzt aufflammenden Wunsch der City-Sheriffs nicht nur nachvollziehen sondern auch unterstützen. Laut Nachtigall könnten schließlich Situationen auf den Außendienst zukommen, da "das Wort alleine" nicht mehr weiterhelfen würde. "Bei manchen Angriffen ist halt nur der Einsatzstock die richtige Wahl der Mittel zur Eigensicherung", sagt Nachtigall, der den Wunsch der City-Streife kürzlich in der Sitzung des Rechtsausschusses auf die Tagesordnung gesetzt hat. Dadurch hat Nachtigall insbesondere in den SPD-Reihen eine größere Diskussion ausgelöst.

Bürgermeister Christian Vogel (SPD) ist ebenfalls geneigt, die Truppe mit dem Gummiknüppel auszurüsten. Allerdings hat Vogel noch kein grünes Licht gegeben. "Mir ist der Eigenschutz der Mitarbeiter sehr wichtig", erklärt der SPD-Bürgermeister auf Anfrage. Bei den Sicherheitsdiensten anderer Städte wie München und Fürth würden die Schlagwaffen ebenfalls zur Ausrüstung gehören. Auch die Nürnberger ADN-Mitarbeiter würden in Ausübung ihrer Tätigkeit laut Vogel unpopuläre Entscheidungen umsetzen. Bei den ertappten Missetätern könne es zu "Überreaktionen" kommen.

"Um diesem Notfall entgegen zu wirken, halte ich den Abwehrstock für einen geeignetes Mittel", sagt Vogel. Trotzdem habe er die Hoffnung, dass der Abwehrstock nie benötigt wird. Das Thema wolle er schon in der Juni-Sitzung des Sicherheitsausschusses zur Abstimmung stellen. "Wenn da kein ausdrückliches Nein kommen sollte, will ich anschließend in die Beschaffung gehen." Nachtigall will Vogel unterstützen. "Ich kann Herrn Vogel in der Beschaffung von Einsatzstöcken für den Außendienst nur unterstützen und hoffen, dass er schnell die richtige Entscheidung trifft", erklärt Nachtigall.
 

MIT ODER OHNE KNÜPPEL? 

Zu Zwecken des Selbstschutzes hat der ADN mehrheitlich den Wunsch nach einem Abwehrstock geäußert. Begründet wird dies mit der nicht absolut sicheren Wirkung des Reizgases. Die Mitarbeiter des ADN sind angehalten, in keine Situationen einzutreten, die eine Gefährdung von Leib oder Leben erwarten lassen. Im Notfall soll der ADN die Polizei rufen. Zur Standardausrüstung gehören neben Pfefferspray und Schutzweste eine Taschenlampe und ein Smartphone. Jetzt soll der Gummiknüppel folgen.