Ingolstadt
Stadler auf ''Mission Kundenbegeisterung''

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Gut gelaunt zeigten sich Audi-Aufsichtsratschef Martin Winterkorn und der Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler (rechts) gestern auf der Hauptversammlung des Autoherstellers in Ingolstadt. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Aus der "Pole Position" heraus ist die Audi AG nach den Worten ihres Lenkers Rupert Stadler in das Jahr 2010 gestartet, nachdem die Ingolstädter im Krisenjahr 2009 relativ gut abgeschnitten und damit den Wettbewerb hinter sich gelassen hatten. Und der Start ist geglückt.

Denn das 1. Quartal 2010 war mit 264 100 ausgelieferten Fahrzeugen das beste Quartal der Unternehmensgeschichte, wie Stadler gestern auf der Hauptversammlung in Ingolstadt sagte. Der März habe als "stärkster Monat aller Zeiten sogar ein neues All-Time-High in der Geschichte der vier Ringe" markiert. 110 400 Automobile der Marke Audi seien in diesem Monat weltweit verkauft worden. Und nachdem das hohe Tempo auch im April beibehalten und damit in den ersten vier Monaten ein neuer Absatzrekord eingefahren wurde, erwartet Stadler für das 2. Quartal weiteres Wachstum – nicht zuletzt wegen des neuen A8 und des ebenfalls erst vor kurzem an den Start gegangenen Einsteigermodells A1.

Tritt auf Euphoriebremse

Trotzdem trat der "Herr der vier Ringe" auf die Euphoriebremse. Es wäre "ein klassischer Fall von ,zu früh gefreut’, wenn wir jetzt behaupten würden, wir hätten die globale Finanz- und Wirtschaftskrise überstanden", sagte er. Es gebe "keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen". Die Krise sei noch nicht überstanden.

Zwar sei auf den weltweiten Automobilmärkten nach zwei rückläufigen Jahren wieder mit einem Wachstum zu rechnen. Doch die einzelnen Märkte würden sich sehr unterschiedlich entwickeln, prognostizierte Stadler. So werden seiner Einschätzung nach Asien und Nordamerika das Wachstum antreiben, während in Westeuropa wegen des Auslaufens der staatlichen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung eher mit einem Rückgang beim Autoabsatz zu rechnen sei. Weil Audi aber "gestärkt, selbstbewusst und voller Tatendrang" aus der Krise hervorgehe, gab sich Stadler "sehr zuversichtlich, dass wir 2010 wieder mehr als eine Million Automobile an unsere Kunden ausliefern können und dass wir auch im Umsatz und im operativen Ergebnis gegenüber dem Vorjahr zulegen".

Stadler kündigte an, das Profil von Audi noch einmal zu schärfen – basierend auf der "Strategie 2015". Doch "Premium wird subtiler", so die Überzeugung des Audi-Chefs. Die Größe des Innenraums eines Fahrzeugs, die Wertigkeit der Materialien, das Ambiente und die Funktionalität würden künftig eine noch stärkere Rolle spielen. Schon heute seien in Europa und in den USA Umweltverträglichkeit, soziale Nachhaltigkeit und Herkunft von Produkten so wichtig, dass viele Kunden davon ihre Kaufentscheidung abhängig machen würden. Und dieser Anteil werde weiter wachsen. Auch in Asien seien entsprechende Tendenzen bereits absehbar. Audi habe daher die "Mission Kundenbegeisterung" zum Dreh- und Angelpunkt der "Strategie 2020" gemacht.

"Mühsamer Weg"

Skeptisch sieht Stadler die Entwicklung von Elektroautos hin zu Großserienprodukten. "Es wird ein mühsamer Weg", sagte er im Vorfeld der Hauptversammlung, und er werde zudem kosten- und forschungsintensiv. Auch in fünf bis zehn Jahren würden die Stückzahlen noch eher gering sein, schätzte er. Von der Politik erhofft sich Stadler dabei vor allem eine Forschungsförderung, während er aufgrund der erwarteten geringen Stückzahlen finanzielle Kaufanreize eher nicht für sinnvoll hielt.

Weil Audi sich aber "als langfristiges Ziel die Führungsrolle beim elektrifizierten Fahren" in das Lastenheft geschrieben habe, würden bereits die Vorbereitungen dafür laufen. So seien schon 400 Mitarbeiter eingestellt worden, die mit Elektromobilität befasst seien, weitere 200 Beschäftigte seien dafür umgeschult oder weitergebildet worden.

Seit Januar 2009 bestehe das "Projekthaus e-performance". wo sich alles um die Elektrifizierung drehe. Ein 30-köpfiges Kernteam bündele dort bereichsübergreifend die Kompetenzen aller Audi-Abteilungen. Mit Wissenschaftlern und Industriepartnern vernetzt sei Audi zudem im Rahmen eines Forschungsprojekts, das ebenfalls den Namen "e-performance" trägt. Und schließlich sei der Autobauer seit kurzem Partner von "Desertec", der Industrieinitiative, die das Ziel einer "sicheren, nachhaltigen und klimafreundlichen Energieversorgung durch Wind- und Solarenergie aus den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens" verfolgt. Denn, so Stadler, wenn man bei Audi von nachhaltiger Mobilität spreche, "dann betrachten wir die gesamte Energiebilanz".