Thalmässing
Stabwechsel bei der ILE Jura-Rothsee

Sprecherfunktion wandert von Thalmässing nach Heideck - Interkommunales Kernwegenetz im Visier

07.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:06 Uhr
Über die gut funktionierende ILE Jura-Rothsee freut sich Wolfgang Zilker (links) vom ALE. Die Sprecherfunktion geht nun von Thalmässing und seinem Bürgermeister Georg Küttinger auf Heideck und dessen Rathauschef Ralf Beyer über (von rechts) - passend dazu zeigen die Bilder im Hintergrund den geografischen Übergang der Gemeinden. −Foto: Leykamm

Thalmässing (HK) Ein Jahr lang hat die Thalmässinger Marktgemeinde in Person von Bürgermeister Georg Küttinger (TL) die Angelegenheit der Integrierten Ländliche Entwicklung Jura-Rothsee (ILE) nach außen vertreten und sich um die Organisation gekümmert.

Diese Aufgabe wandert nun über die Gemeindegrenze hinweg ins Heidecker Stadtgebiet und dessen Rathauschef Ralf Beyer (FW). Zum Stabwechsel in der Sprecherfunktion der Lenkungsgruppe erfolgt jetzt eine Zwischenbilanz.

Engere Zusammenarbeit, das Anstoßen gemeinsamer Projekte, Impulse für weitere Kooperationen: Der Zusammenschluss der Städte Greding, Heideck und Hilpoltstein sowie der Märkte Allersberg und Thalmässing zur ILE-Region Jura-Rothsee kann zum Erfolgsmodell werden. Begonnen hat alles schon 2016. Damals sannen Vertreter der fünf Kommunen darüber nach, wie sich das bisherige Zusammenwirken auf noch stabilere Füße stellen ließe.

Man bewarb sich erfolgreich um eine ILE-Förderung aus dem Leader-Topf und beauftragte eine Firma, das entsprechende ILEK (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept) zu erarbeiten, das im Juni 2018 vorgestellt wurde. In dieser Konzeptionsphase hatte Hilpoltstein die Funktion des Sprechers inne. Entsprechend der Zahl der teilnehmenden Gemeinden wurden fünf Handlungsfelder erarbeitet - jede übernahm für eines die Federführung. Ein sechstes betrifft alle: Es nennt sich interkommunale Zusammenarbeit. Unter diesem Dach treffen sich nun nicht nur regelmäßig die Bürgermeister, sondern auch auch die Geschäftsleiter, Touristiker und Bauhofchefs.

"Das Projekt läuft hervorragend", betont Thalmässings Rathauschef Georg Küttinger beim Pressegespräch zur Stabübergabe im dortigen Rathaus nach einem Jahr Umsetzungsphase. Man habe sich in viele Themen sehr gut und tief eingearbeitet, das Konzept mit Leben erfüllt und vor dem Verschwinden in der Schublade bewahrt. Sein Dank gelte dem Gemeindeentwicklungsmanager Lars Strobel, der eigens für das Vorantreiben der ILE Jura-Rothsee eingestellt worden war.

In Heideck wird diese Aufgabe nun Geschäftsleiter Roland Hueber übernehmen, so das dortige Stadtoberhaupt Ralf Beyer. Der Regionalzusammenschluss sei "eine top Geschichte", zeigt auch er sich überzeugt. Und die optimale Möglichkeit, "über den eigenen Tellerrand hinaus gemeinsam Projekte zu verwirklichen", wie Wolfgang Zilker vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE) ergänzt. In ganz Bayern gebe es bereits 110 solcher Kooperationen, allein in Mittelfranken seien es 17.

Geschehen ist im Jahr unter der Ägide Thalmässings so einiges: Ein Logo für die Kooperation wurde erarbeitet und sich verschiedene Domainnamen gesichert, um in naher Zukunft eine gemeinsame Homepage zu betreiben. Richtig eingeschlagen hat das Projekt zur Sammlung von Haushaltsölen und -fetten in Privathaushalten, an dem die ILE Jura-Rothsee sich beteiligt, wobei das Thalmässinger Unternehmen Lesch für die Umsetzung sorgt.

Das ILEK bietet zudem die Grundlage für beträchtliche Fördermöglichkeiten für Kleinstunternehmer der Grundversorgung wie Bäcker, Metzger oder Handwerksbetriebe. Für Erweiterungen und Umorientierungen gibt es hier bis zu 200000 Euro Zuschuss. Abgestimmt haben sich die fünf Gemeinden auch bezüglich einer Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs. Die Überlegungen flossen in den neuen Fahrplan für das Linienbündel Süd im Landkreis ein, zudem wurden zusätzliche Angebote wie etwa ein flexibles Rufbussystem eingeführt. Gemeinsames Leerstands- und Flächenmanagement, interkommunale Gewerbegebietsentwicklung, Vernetzungen der Verwaltungen und Bauhöfe stehen ebenso auf der Agenda.

Auch die Verwirklichung etlicher Dorfgemeinschaftshäuer oder Ortskernvitalisierungen im Rahmen von Dorferneuerungsverfahren schlüpfen unter das ILE-Dach. Im September findet - dann in Heideck - die Auftaktveranstaltung für das nächste größere Projekt statt: den Aufbau eines gemeindeübergreifenden Kernwegenetzes. Erfreut zeigen sich die Bürgermeister, dass der gesamte Prozess nicht nur von ihresgleichen befeuert wird, sondern auch von Vereinen und Privatpersonen. Nach sieben Jahren soll das Projekt evaluiert und dann gegebenenfalls für weitere fünf Jahren fortgeführt werden. Danach braucht es die Erstellung eines neuen Konzepts. Das jetzige sei überdies "kein starres", loben Küttinger und Beyer. Es könne stets Neues einfließen und anderes wieder gestrichen werden, wenn etwa auf anderer Ebene eine Lösung für ein bestimmtes Problem gefunden worden sei.

Zilker liefert selbst eine neue Anregung: Bei einer ILE sei man etwa übereingekommen, eine Dauerkarte für alle Freibäder der Teilnehmergemeinden einzuführen. "Eine gute Idee", so Küttinger. Allerdings müsste im hiesigen Fall dann das Problem der Preisunterschiede gelöst werden, erklärt Beyer. Er verweist zudem auf die Option, über die ILE etwa einen landschaftspflegerischen Dienstleister für mehrere Kommunen beauftragen zu können. Synergieeffekte ergäben sich auch im Feuerwehrwesen und bei den Bauhöfen, betont wiederum der Thalmässinger Rathauschef. Schon jetzt würden sich die Standesbeamten der Kommunen gegenseitig aushelfen. Und nicht zuletzt habe die Wortmarke Jura-Rothsee durchaus einen regional identitätsstiftenden Charakter.

Jürgen Leykamm