Beilngries
Spuren in der Stadtgeschichte hinterlassen

06.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:48 Uhr
Lebenswert und liebenswert: Nicht zuletzt wichtigen Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte ist es zu verdanken, dass sich Beilngries zu dem entwickelt hat, was es heute ist. −Foto: Adam

Politiker, Unternehmer, Lehrer, Geistliche und eine Ordensschwester: Im zweiten Teil unserer Serie über die Beilngrieser Ehrenbürger stellen wir die einzige Frau, passend zum Weltfrauentag diesen Sonntag, inmitten der Herrenriege vor. Dabei ist dieses Mal auch der einzige noch lebende Ehrenbürger: Dekan und Stadtpfarrer in Rente Michael Harrer. Seit er im Jahr 2000 die Ehrenbürgerrechte erhielt, wurde die hohe Auszeichnung nicht mehr verliehen.

 

1955: Wilhelm Rose
Sein Unternehmen J. B. Prinstner feierte 1955 das 100-jährige Bestehen und in diesem Zuge wurde, "in Anbetracht der langjährigen guten Zusammenarbeit zwischen der Firma Prinstner und der Stadt Beilngries und im Hinblick auf die außerordentliche verdienstvolle und langjährige Mitarbeit des Seniorchefs Wilhelm Rose als Stadtrat und zweiter Bürgermeister", Wilhelm Rose das Ehrenbürgerrecht verliehen. Geboren wurde Rose 1892 in München. 1921 heiratete er die Tochter von Max Prinstner und trat in die Firma Prinstner ein, wo er sogleich Verantwortung übernahm. Lange war Rose im Stadtrat und als zweiter Bürgermeister aktiv. Im Firmenimperium wurde er ab 1952 von seinem Sohn Wilhelm Rose junior unterstützt. Der Ehrenbürger starb im Januar 1965, eine Straße in Beilngries ist nach ihm benannt.

 

1956: Johann Nepomuk Schneider
Wer weiß, wie Beilngries heute aussehen würde, ob es noch die alte Stadtmauer, die historisch gut erhaltenen Fachwerkhäuser gäbe, ohne den Mut von Johann Nepomuk Schneider. Dieser erkannte nämlich als damaliger Vize-Bürgermeister im April 1945 die Aussichtslosigkeit des Krieges und begab sich auf einen schwierigen Weg: Den Amerikanern, die aus Richtung Neumarkt anrückten, entgegen, um die kampflose Friedensabsicht der Beilngrieser zu bekunden. Trotz manch wütender Bürgerstimmen, die den Einmarsch der Alliierten verhindern wollten. Mit seiner weitsichtigen Entscheidung konnte Schneider nicht nur die Zerstörung der Stadt abwenden, sondern sicherlich auch etliche Menschenleben retten. Dafür wurde er, der im Januar 1889 in Beilngries geboren worden war und lange Jahre als Direktor der Kreissparkasse tätig war, im März 1956 mit den Ehrenbürgerrechten ausgestattet. Von 1922 bis 1945 engagierte er sich im Stadtrat und war von 1933 bis Kriegsende stellvertretender Bürgermeister, von Mai bis Juli 1949 sogar erster Bürgermeister. Schneider war Ehrenmitglied der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Beilngries, im katholischen Pfarrgemeinderat aktiv und Schatzmeister des Rot-Kreuz-Verbandes. Er starb 1960 in Beilngries, auch nach ihm wurde eine Straße in seinem Heimatort benannt.

 

1956: Josef Pilland
Gleich zwei Ehrenbürger in einem Jahr: Nach Johann Nepomuk Schneider im März 1956 wurden Josef Pilland im Juli 1956 die Ehrenbürgerrechte verliehen - anlässlich des goldenen Priesterjubiläums des Geistlichen Rats. Geboren wurde Josef Pilland 1881 in Eichstätt, gestorben ist er 1959 ebenfalls in Eichstätt. Von 1933 bis 1955 war er Stadtpfarrer von Beilngries. Ein bleibendes Denkmal schuf sich der Geistliche bei der tatkräftigen Mitwirkung an der Errichtung der Caritas-Siedlung zur Linderung der Wohnungsnot in Beilngries. Eine Straße in Beilngries erinnert weiterhin an den Ehrenbürger.

 

1967: Anton Brems
Ein weiterer Geistlicher wurde mit Anton Brems zum Ehrenbürger der Altmühlstadt. Als Pfarrer und Dekan war er in Beilngries von März 1955 bis Februar 1972 tätig. Ihm hätte man gut auch den Titel "Baumeister" verleihen können, denn unter seiner Regie wurden ansehnliche Bau-Projekte verwirklicht. Der Umbau der Franziskaner-Klosterkirche zu einem Pfarr- und Jugendheim, die Innenrenovierung der Pfarrkirche, die Innen- und Außenerneuerung der Friedhofskirche, der Neubau des Kaplanshauses sowie die Errichtung des Franziskus-Kindergartens gehören dazu. Geboren wurde Anton Brems im Juli 1903, die Ehrenbürgerschaft wurde ihm anlässlich seines 40. Priesterjubiläums verliehen. Auch nach ihm wurde eine Straße in Beilngries benannt. Sein Bruder war der damalige Eichstätter Bischof Alois Brems. Gestorben ist Anton Brems 1984 in Berching, wo er aus gesundheitlichen Gründen im Seniorenheim seinen Lebensabend verbrachte.

 

1976: Hans Schöpf
Vier Wochen nur war es Hans Schöpf vergönnt, nach seiner Ernennung zum Ehrenbürger noch in Beilngries zu leben: Geboren wurde er 1907 in Regensburg, im Oktober 1976 wurde er bereits schwer krank zum Ehrenbürger ernannt, "für sein herausragendes Engagement für die Jugend und im Bereich der Heimatforschung". Im November 1976 starb Schöpf. Vier Jahre hatte Hans Schöpf in Kevenhüll unterrichtet, ehe er 1938 zur Volksschule Beilngries kam. Von 1954 an war er Hauptlehrer, ab 1966 der erste Rektor im ehemaligen Landkreis Beilngries. Zudem agierte er ab 1966 als stellvertretender Schulrat. Schöpf war Mitbegründer der Volkshochschule, mit der er bis zu seinem Tod als zweiter Vorsitzender eng verbunden war. Er war Förderer des kulturellen Lebens in der Altmühlstadt und 25 Jahre lang als Heimatpfleger aktiv. Jahrzehntelang war er Organisator der Beilngrieser Volksfestumzüge. Eine Straße in Beilngries erinnert weiter an den verdienstvollen Ehrenbürger.

1982: Schwester Siona
Und hier ist sie: Die einzige Frau, die die Herrenriege durchbricht - Elfriede Lantenhammer, geboren 1909 in Aspertsham bei Mühldorf, besser bekannt unter ihrem Ordensnamen Schwester Siona. Im Herbst 1932 legte sie ihr Ordensgelübde bei den Armen Franziskanerinnen ab und leistete bereits ab Januar 1930 im Krankenhaus der Lazarettstiftung Beilngries bis zu ihrem Tod 1989 in Beilngries wertvolle Dienste. Fast 60 Jahre lang war sie Oberin im Krankenhaus. Bescheidenheit gehörte zu der Ordensschwester, für die der damalige Bürgermeister Willy Muschaweck seiner Laudatio voransetzte: "Es hat uns alle Überredungskünste gekostet, den einstimmigen Beschluss des Beilngrieser Stadtrats, die Ehrenbürgerrechte an Schwester Siona zu verleihen, auszuführen." Als "leuchtendes Beispiel im Samariterdienst" wurde sie dann geehrt.


2000: Michael Harrer
Er ist der einzige noch lebende Ehrenbürger der Stadt und sicherlich vielen Beilngriesern noch persönlich gut bekannt: Stadtpfarrer und Dekan Michael Harrer. Geboren wurde Harrer 1931 in Solar bei Hilpoltstein. Von 1972 bis 2000 wirkte er als Geistlicher in Beilngries und in dieser Zeit hat er sich neben vielen Verdiensten auch einen Namen als "unbequemer Mahner" gemacht, der sich aber stets als "Anwalt der Menschlichkeit" verstand. Der damalige Bürgermeister Franz Xaver Uhl umschrieb in seiner Laudatio bei der Ernennung Harrers zum Ehrenbürger die Verdienste des Geistlichen in dessen 28 Dienstjahren in der Altmühlstadt mit den Worten: "Sie haben hier nicht nur Staub aufgewirbelt, sondern bleibende Spuren hinterlassen." Allein für seinen Einsatz zum Erhalt wichtiger Kulturgüter der Stadt gebühre Harrer die Ehrung, betonte Uhl damals und hob Harrers Fachkompetenz bei baulichen Fragen, aber auch als versierter Fachmann im Kindergartenbereich sowie als sparsamer und finanzkundiger Pfarrer hervor. Der beliebte Stadtpfarrer trug sich ins Goldene Buch von Beilngries mit den Worten ein: "Die Pfarrpatronin, die heilige Walburga, sei auch in Zukunft Beschützerin für die Verantwortlichen und die Einwohner unserer Stadt." Ruhestandspfarrer Michael Harrer lebt seit 2000 bei Hilpoltstein.

DK