Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Leichtes Spiel auf der gmahden Wiesn

G wie gmahde Wiesn

09.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:13 Uhr
  −Foto: Pixabay

Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. In diesem Beitrag geht es um die gmahde Wiesn.

Kurze Hose, lauer Abend, abendliche Bolzrunde im Sonnenuntergang auf dem Fußballplatz: Fünf gegen Fünf, jeder kämpft bis zum Schluss, schließlich muss der Verlierer die erste Runde Bier zur Abkühlung ausgeben. Jeder Übersteiger ist präzise, jede Torchance wird genutzt. Jedes Quäntchen Taktik, jedes Bisschen Talent zählt. Doch jeder Amateurfußballer und jede Amateurfußballerin weiß: Letztlich entscheidend ist der Platz. Im kniehohen Gras wird selbst Ronaldo so seine Probleme mit dem Schießen - und vor allem Treffen - bekommen. Denn nur mit einer gmahden Wiesn kann jedes Spiel zu einer gmahden Wiesn werden.

Für alle, die über diesen Ausdruck nun gestolpert sind, übersetzt Grit Nickel. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und forscht zum Dialekt in Bayern: "Im wortwörtlichen Sinn bezeichnet die gmahde Wiesn eine Wiese, die gemäht worden ist."

Doch die gmahde Wiesn besitzt im übertragenen Sinn eine weitere Bedeutung - und diese ist laut Nickel wesentlich häufiger in Gebrauch: "Im übertragenen Sinne wird die feststehende Wendung gmahde Wiesn gebraucht, wenn eine Angelegenheit ohne Mühe zu erreichen und der Erfolg ausgemacht und sicher ist." Wenn eine Sache sich wesentlich komplizierter gestaltet, ist sie im Umkehrschluss koa gmahde Wiesn.

Zum besseren Verständnis liefert Nickel gleich noch ein Beispiel hinterher: "In der ersten Folge der gleichnamigen Fernsehserie zögert der Monaco Franze etwa, sich zwei interessiert herüberblickenden Damen zu nähern, da dies kein Abenteuer, sondern eine gmahde Wiesn sei."

Doch zurück zum Fußballduell vom Anfang: Beim Gedanken an Brennnesseln, Disteln und allerlei Tierchen, die im hohen Gras kreuchen und fleuchen, werden die Sportler jedes Abenteuer dankend ablehnen und sich mit Freuden auf die gmahde Wiesn stürzen.

DK

Laura Schabenberger