Sprachliches Abenteuer eines Krimis

30.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:28 Uhr

Italienisch geschrieben und ins Deutsche zurück übersetzt: Der Einband der Krimikomödie Totti und der Körperkünstler. - Foto: mbs

Schrobenhausen (SZ) Es ist die immer wiederkehrende Frage "Wer war es und warum", die Krimis hervorbringt. Die Geschichte "Totti und der Körperkünstler", als skurrile Krimikömödie ausgewiesen, erzählt von einem Verschwinden – Mord oder ist einer untergetaucht? – und der Suche nach Aufklärung.

Ariana Montemaggi aus Schrobenhausen, die unter dem Pseudonym Sanna Savignano bereits ihre Autobiografie herausgegeben hat, veröffentlicht das Buch in der Reihe "Geschichten aus der Borgata". Das Buch beginnt mit einer langen Liste, mit der Aufstellung aller handelnden Personen, und die erinnert ein bisschen an Shakespeare, der sich ebenfalls auf italienischen Schauplätzen tummelte.

Das Personal ist umfangreich: An oberster Stelle steht Totti – dem man schon im Titel begegnet –, ein Student der Physik mit Spezialgebiet Chaosforschung. Er forscht im Chaos eines rätselhaft verschwundenen Person . . . Wie überhaupt das Chaos ein Schlüsselbegriff ist, man kann daran durchaus Lust empfinden. Auch die gemeinsam in der Borgata lebenden Personen sind dem Chaos zugetan, und so haben Totti und sein Comodore kein leichtes Spiel, durch Dschungel und Chaos hindurch nach Klarheit zu suchen und Motive herbeizuschaffen.

Im weiteren sind die mitwirkenden Personen Kleinbürger und Intellektuelle, alter Land- und junger Erbadel, Kleinganoven und Großkriminelle, arbeitende Leute und Lebenskünstler, Transvestiten und andere Selbstdarsteller. Knapp gesagt: Ein Stall voll skurriler Gestalten, von denen jeder ein tragende Macke hat.

Die Geschichte mit ihren Verwicklungen ist lebendig durch die vielen Dialoge, und das typisch Italienische ist so umfangreich, dass man bald nicht mehr weiß, ob es wirklich so ist oder ob nur Klischees vertreten werden. Immerhin ist alles so verschachtelt, dass man als Leser dran bleiben muss, manchmal wünscht man der Handlung ob der vielen Schauplätze und Sachverhalte etwas mehr Struktur.

Interessant ist auf jeden Fall, dass die Autorin – mit viel italienischer Lebenserfahrung – das Buch zuerst in Italienisch geschrieben hat und es dann in die deutsche Muttersprache zurückübersetzte. Solches Wandern zwischen den Sprachen gab es in der Geschichte der Literatur immer wieder, und die Ergebnisse sind bemerkenswert.

Sprachlichen Schwung darf man der Autorin auf jeden Fall bescheinigen, und den hat sie sicher in beiden Sprachen. Natürlich lernte sie dabei auch die Probleme des Übersetzens kennen: Was in der einen Sprache ein Wortspiel oder eine Anspielung ist, das ist es in der anderen noch lange nicht.

Leider ist zu fürchten, dass auch diesem Buch nicht gegönnt war, was sich seit einigen Jahren wie eine Epidemie durch die Verlagsbranche zieht, dass nämlich kein Lektor klärend und kontrollierend den Text noch einmal prüft und mit dem Autor diskutiert.

Das führt zu fragwürdigen Ausdrücken in Fettschrift mitten im Text, die das Schriftbild stören und die Geschichte nicht voranbringen. Dazu kommen – krimiunüblich – am Ende drei Seiten Glossar zur Erklärung italienischer Ausdrücke.

Das Buch "Totti und der Körperkünstler" erschien im Verlag Edizione Luiset San Marino und München und kostet – in den Buchhandlungen zu haben – mit seinen 176 Seiten 9.80 Euro.