Bayreuth
Sprachkompetenz mangelhaft

Hochschullehrer: Studenten haben Probleme mit Rechtschreibung, Grammatik und Satzbau

23.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:15 Uhr

Bayreuth/Ingolstadt (DK) Studenten haben nach Erkenntnissen von Hochschullehrern massive Probleme mit der Rechtschreibung. Auch gebe es in schriftlichen Arbeiten häufig Grammatikfehler. Zudem fehlten Erst- und Zweitsemestern Lesekompetenz und Grundlagen der Satzbaulehre, wie aus einer Umfrage unter Philologie-Professoren hervorgeht.

„Ein Problem ist auch die mangelnde Fähigkeit mancher Studenten, selbstständig zu formulieren und zusammenfassende Texte zu schreiben“, beklagte Professor Gerhard Wolf von der Universität Bayreuth gestern. Nur wenige Studenten seien beispielsweise in der Lage, eine Vorlesung mit eigenen Worten angemessen zusammenzufassen.

„Mit der argumentativen Logik haben es die Studenten immer weniger. Diese Fähigkeiten gehen verloren“, fügte der Germanist hinzu, der deutsche Literatur lehrt. Hier schlage sich anscheinend der schwindende Wortschatz nieder. „Dagegen nimmt die Jargonhaftigkeit zu: Die jungen Studenten verwenden in ihren Arbeiten immer häufiger Begriffe, die sie mal gehört haben, ohne aber zu wissen, was sie eigentlich bedeuten.“

Viele Studenten hätten auch Probleme, einer 90-minütigen Vorlesung konzentriert zu folgen. „Viele gehen offenbar mit der Haltung in die Vorlesung: ,Die Fakten stehen doch eh alle im Internet. Ich muss deshalb in der Vorlesung nicht alles verstehen.’“ Dabei hätten heutige Studenten einen höheren Intelligenzquotienten als frühere Studierende, ist Wolf überzeugt.

Der Sprachwissenschaftler Bardo Gauly von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt kann die Studie nur bestätigen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Studenten Schwierigkeiten haben, einen Sachverhalt in einem angemessenen Deutsch zu formulieren. Als Grund nennt er, dass die angehenden Studenten immer weniger Texte lesen, die länger als ein Werbeslogan seien.

An der Fachhochschule Ingolstadt sehen die Dozenten die Situation nicht ganz so dramatisch. „Bei uns gibt es vor allem technische Studiengänge. Da sind die Fachkenntnisse wichtiger als die Sprache“, sagt Vizepräsident Thomas Suchandt. „Die Studierenden schreiben durchaus in einem flüssigen Deutsch.“

An der Umfrage der Universität Bayreuth hatten sich Professoren von 135 geisteswissenschaftlichen Fakultäten an 62 deutschen Universitäten beteiligt. Seite 2 und 11