Berlin
Sport treiben im hohen Alter: „Großer Stern“ an TV Erlangen

22.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr
Frank-Walter Steinmeier (l) und Alfons Hörmann (r) gratulieren den Gewinnern des "Großen Stern des Sports". −Foto: Britta Pedersen

Turnen im Alter von über 80 Jahren: Beim TV Erlangen ist dies möglich. Für ihre Initiative „Rollator-Sport für Hochbetagte“ erhielten die Franken den „Großen Stern des Sports“ in Gold von Bundespräsidenten Steinmeier verliehen.

Die Vertreter des Turnvereins 1848 Erlangen reckten jubelnd ihre Fäuste in die Höhe und umarmten sich. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte soeben dem fränkischen Verein als Gewinner des „Großen Stern des Sports“ in Gold 2018 verkündet. Die Erlanger erhielten am Dienstag in Berlin den mit 10 000 Euro dotierten Preis für ihre Initiative „Rollator-Sport mit Fahrdienst für Hochbetagte“.

„Ich bin sprachlos“, sagte Vereinsvertreter Jörg Bergner, fügte dann aber hinzu: „Wir waren froh und dankbar, hierher kommen zu dürfen. Mit Platz drei wären wir sehr zufrieden gewesen.“ Mehr als 200 Vereinsmitglieder sind 80 Jahre alt und älter. Beim TV Erlangen können auch Menschen im hohen Alter und gesundheitlichen Einschränkungen mit allen anderen Mitgliedern gemeinsam Sport treiben. Hierfür hat der Club einen Fahrdienst eingeführt, der die Senioren von zu Hause abholt und auch wieder nach Hause fährt.

Mit seinem Engagement hat es der Verein geschafft, alte und gebrechliche Menschen aus der Isolation zu holen. „Viele schaffen mehr. Wir haben alte Leute in die Gemeinschaft zurückgeholt“, sagte Bergner.

„Der TV Erlangen steht symbolisch dafür, wie breit und tief der Sport unser Leben positiv beeinflussen kann“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): „Der Sport baut aktiv Brücken für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft.“

Platz zwei und 7500 Euro Preisgeld gingen an die inklusive Wassersport-Initiative „Sail United“ aus Lübeck. Die Schleswig-Holsteiner bieten das Programm „Mit Wassersport - gemeinsam barrierefrei“ an. Bei „Sail United“ lernte etwa ein blinder Mensch das Windsurfen. „Man muss einfach machen. Auf dem Wasser verliert man seine Behinderung“, sagte Tobias Michelsen von der Initiative aus Norddeutschland, die sich gleichzeitig über den zum vierten Mal vergebenen Publikumspreis freute, der für das besondere persönliche Engagement verliehen wird.

Dritter wurde die Turnerschaft 1882 aus dem hessischen Klein-Krotzenburg. Mit „Gib uns Talent“ möchte der Verein junge Menschen an das ehrenamtliche Arbeiten heranführen. Hierfür erhielten die Hessen 5000 Euro. Mit Teilprojekten wie etwa „Junge Frauen in den Vorstand“ oder „Vereinbarkeit von Familie und Ehrenamt“ hat der Club in der Ortschaft für Begeisterung gesorgt. „Die Leute wollen bei uns mitmachen. Sie sagen: 'Ich seid cool und sexy'“, berichtete Vereinsvertreter Thomas Petzold. Im Vorstand sitzen 70 Prozent Frauen.

Steinmeier strich die Gemeinsamkeit von Spitzen- und Breitensport heraus: „Ohne Breite gibt es keine Spitze, wir brauchen beides.“ Steinmeier nahm die Auszeichnung mit DOSB-Präsident Hörmann und der Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Marija Kolak, vor.

Insgesamt waren 17 Vereine für den seit 2004 vergebenen Preis nominiert. Sie hatten sich als lokale und regionale Gewinner von „Sterne des Sports“ für die Endrunde qualifiziert.

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dpa