Spitzenreiter Fitness

10.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr
  −Foto: Kay Nietfeld


Die Fitness-Branche boomt. Ende 2017 erreichte die Zahl der Mitglieder in den deutschen Studios einen neuen Rekordwert. Laut der Studie "Eckdaten der Deutschen Fitness-Wirtschaft 2018", die gemeinsam vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV), Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) erhoben wurde, trainieren 10,61 Millionen Mitglieder in einem der Fitness-Studios in Deutschland. Das ist ein Anstieg von 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Somit ist Fitness-Training die mitgliederstärkste Trainingsform, gefolgt von Fußball mit 7,04 Millionen Mitgliedern. Wobei in den Kettenbetrieben das größte Mitgliederwachstum vermeldet wird. Durch niedrige Preise muss eine Anlage mehr Mitglieder werben, um einen größeren Umsatz zu erwirtschaften. Einige Anlagen zählen mehr als 10 000 Mitglieder.

Diese positive Entwicklung zeigt sich auch in der Ausweitung der Fitness-Studios. Die Gesamtzahl der Anlagen wuchs um 3,5 Prozent auf 8988. Unter diese Entwicklung fallen sowohl Einzelstudios, Kettenbetriebe als auch Mikrostudios. Wobei im Mikrosegment das stärkste Anlagenwachstum zu verzeichnen ist. Insbesondere bei den EMS-Anlagen, die ein Ganzkörpertraining mit elektrischen Impulsen und persönlicher Betreuung anbieten, um im Körper eine Muskelkontraktion hervorzurufen. 2017 eröffneten in Deutschland mehr als 1000 dieser Studios. Diese Anlagen haben einen geringen Flächenbedarf und der Mitgliedsbeitrag ist relativ hoch. Mit etwa 90 Euro pro Monat kann man rechnen. Mit einem Anstieg von drei Prozent erreicht auch der Branchenumsatz mit 5,2 Milliarden Euro einen Höchstwert. Diese Entwicklung schafft auch Jobs. In den annährend 9000 Studios sind 209900 Personen beschäftigt. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Anlage liegt bei 23.
Bayern hat mit die höchsten
Mitgliederanteile bundesweit

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Bayern gehört mit Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu den einwohnerstärksten Ländern. Diese Länder erreichen die höchsten Mitgliederanteile in Fitness- und Gesundheitsanlagen im Gesamtmarkt. Bayern hat demnach einen Anteil von 15 Prozent. Ende vergangenen Jahres zählten die Fitness-Studios bayernweit knapp 1,7 Millionen Mitglieder. So kamen, verglichen mit dem Wert aus dem Jahr 2016, mehr als 160000 Mitglieder hinzu. Diese positive Entwicklung bestätigt auch der ehemalige Moderator Pierre Geisen-setter, der jetzt Pressesprecher der Fitnesskette McFit ist, die eine Niederlassung in Ingolstadt hat. Wobei die Zahl der Ketten laut DSSV in Bayern noch am unteren Ende liegen. Nicht einmal jedes fünfte Studio gehört zu einer Kette. Dagegen nehmen Einzelbetriebe mit 58,9 Prozent den größten Anteil ein.

Das Thema Digitalisierung spielt in der Fitnessbranche eine immer größere Rolle. Smartphones, Wearables - kleine, vernetzte Computer, die am Körper getragen werden und verschiedene Körperfunktionen messen - und passende Apps gehören zur Dokumentation und Messung von Fortschritten für viele Studiobesucher zum Trainingsalltag inzwischen dazu. Refit Kamberovic, Gründer und Geschäftsführer des DSSV, sieht darin unter anderem einen Treiber für die Entwicklung der Branche. "Cyber-Trainingskurse sind ebenfalls sehr beliebt", sagt Geisensetter. Trotzdem werden Kurse mit realen Trainern weiterhin nachgefragt. "Gerade Frauen wünschen sich neben einem virtuellen Angebot, auch Kurse mit echten Trainern. "
Wachstum durch betriebliches
Gesundheitsmanagement

Auch Nachfragen von Unternehmen im Bereich des professionellen betrieblichen Gesundheitsmanagements nehmen zu. Attraktive Angebote im Fach Gesundheit und Fitness können Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Interessante Angebote und die Betreuung durch qualifiziertes Fitness-Personal spielen für die Branche eine entsprechende Rolle. Wobei es auch auf die Größe der jeweiligen Anlage ankomme. Pierre Geisensetter kann für die gesamte Kette weit mehr als 200 Unternehmen als Partner aufweisen. "Mit drei Studiokonzepten, virtuellen Kursen, hochwertiger Sportnahrung und maßgeschneiderten Trainingsplänen bieten wir interessierten Unternehmen viele Möglichkeiten, Firmenfitness zu integrieren. "

Für Anthony Gräber, Inhaber eines EMS-Studios in Pfaffenhofen, spielt dieser Aspekt der Dienstleistung eine untergeordnete Rolle. EMS-Geräte sind zwar leicht zu transportieren, doch fragen "meist größere Firmen mit vielen Mitarbeiter diese Programme nach. Ein kleines Fitness-Studio kann das zeitlich und personell schwer leisten", beschreibt er seine Erfahrung. Auch sein Studio profitiert vom wachsenden Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung. Trotzdem ist Gräber davon überzeugt, dass ein Großteil der Fitness-Begeisterten zwar qualitativ hochwertige Angebote und Betreuung bevorzugen würden, aber noch nicht bereit ist, dafür auch entsprechend zu zahlen.

Er eröffnete sein Studio 2015. Inzwischen betreuen er und sein Mitarbeiter 120 bis 130 Mitglieder. "Beim EMS trainieren aber bei uns nur bis zu drei Personen gleichzeitig und ein Trainer betreut höchstens zwei Personen", erklärt Gräber. Aktiv werben musste er nicht für sein Studio. Sein Publikum erreicht er durch Mund-zu-Mund-Propaganda, was typisch für diese Fitness-Form ist, wie die "EMS-Studie 2017", durchgeführt von EMS-Training.de, belegt.