"Spikes": 700 Euro zu viel für Straßensäuberung?

21.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:29 Uhr

Ein Magnetband, das zur Absonderung der Metallanteile an den Häcksler angebaut wird, ist seit Jahren auf dem Markt, aber den allermeisten Pflanzern zu teuer.

Geisenfeld (DK) Reifenplatzer bei 140 "Sachen" auf der Autobahn. Jens Lintow, seine Frau und seine kleine Tochter hätten am 15. Oktober auch tot sein können. Doch zum Glück konnte der Geisenfelder sein Auto unfallfrei auf den Standstreifen lenken.

Der Grund für den Platzer stellte sich dann beim Reifenwechsel heraus: zehn "Hopfenspikes", die im Gummi steckten. Verärgert stellte das Kickbox-Ass Erkundigungen zum Thema an und erfuhr dabei Erstaunliches: Bereits 2005 ist die Stadt Geisenfeld aus der Säuberung ihrer Straßen von Hopfenspikes per Spezial-Magnetfahrzeug ausgestiegen – aus Kostengründen, wie ihm gesagt wurde.

Dabei bewegte sich der finanzielle Aufwand in den Jahren zuvor in einem recht überschaubaren Rahmen: Im Jahr 2003 waren es etwa 600 Euro und im Jahr 2004 rund 700 Euro, die man an den Maschinenring für die Reinigung von 95 Kilometer Gemeindestraßen zu überweisen hatte.

Doch warum wurde die Säuberungsaktion nicht fortgesetzt? Die Entscheidung sei 2005 in Absprache mit Bürgermeister Josef Alter gefallen, "weil der Sammelertrag nur gering war", erklärte gestern Bauamtsleiter Sebastian Zimmermann auf Anfrage der GZ. Die Pflanzer würden ihr Häckselgut halt zu recht unterschiedlichen Zeiten ausbringen, "so dass man immer wieder reinigen lassen müsste".

In den meisten anderen Landkreisgemeinden sieht man hingegen durchaus einen Sinn in der Reinigungsaktion, und auch der Landkreis Pfaffenhofen lässt die Kreisstraßen, für die er zuständig ist, nach jeder Hopfensaison zweimal abfahren – sowie auch die am stärksten frequentierten Radwege.

"Verwundert" zeigte sich auch Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes, "dass Geisenfeld hier nichts mehr macht". Er sei jedoch davon überzeugt, "dass die allermeisten Pflanzer ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen. Sein Verband habe hier in den vergangenen Jahren massiv Aufklärung betrieben und Beratung angeboten. Dass es in dieser Hinsicht aber auch einige "schwarze Schafe" gebe, lasse sich nicht verhindern.

Aber selbst bei größter Sorgfalt bei den Häckselgut-Transporten lässt es sich wohl nicht völlig verhindern, dass Hopfenspikes auf die Straßen gelangen: durch Schlaglöcher, die die Drahtstifte oben aus den Wagen hüpfen lassen, oder durch das Erdreich, das die Traktorreifen nach dem Ausbringen aus den Hopfengärten tragen. Die Reinigung der Kreisstraßen erbringe zwar nicht mehr so viele Spikes wie früher, aber immer noch eine stattliche Menge, war denn auch vom Kreisbauhof zu erfahren.

Welch enormen Schaden die Autofahrer in der Hallertau nach wie vor durch Hopfenspikes erleiden, lässt sich aus den Zahlen des Eichelberger Reifenhändlers Georg Mitterhuber hochrechnen: Pro Jahr habe er etwa 220 durch Drahtstifte beschädigte Reifen, von denen sich 120 bis 150 nicht mehr flicken ließen und ersetzt werden müssten, berichtet er. Und dies sind, wohlgemerkt, nur die Zahlen eines einzigen Reifenhändlers.

"Die beste Lösung wäre es, wenn sich in dem ausgebrachten Häckselgut gar keine Drahtstifte mehr befänden", weiß nicht nur Marcus Kawasch, Geschäftsführer des hiesigen Maschinenrings. Bereits mit Erfolg erprobte Vorrichtungen hierfür sind seit Jahren auf dem Markt – etwa die Absonderung der Stifte durch ein an den Häcksler angebautes Magnetband, wie es die Geisenfelder Firma Wolf anbietet. Die Nachfrage, so Erich Deml junior als einer der Geschäftsführer, sei jedoch gering. Angesichts der Investitionskosten von mehreren tausend Euro werde es dabei wohl auch bleiben, solange die Absonderung der Metallanteile im Häckselgut nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.

Doch so lange alljährlich abertausende Hopfenspikes auf den Straßen landen, würde nicht nur Jens Lintow erwarten, dass eine Gemeinde 700 Euro pro Jahr investiert, um ihre Bürger möglichst gut zu schützen: vor finanziellem Schaden und vor Verkehrsunfällen durch Reifenplatzer mit möglicherweise schlimmen Folgen.