Kelheim
Spielfreudige Italiener und abgebrühte Engländer

Amateurtrainer-Legende Karsten Wettberg nennt seine Favoriten auf den Einzug in das Finale der Europameisterschaft

05.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:35 Uhr
Karsten Wettberg
Die Favoriten von Karsten Wettberg sind im Spiel am Dienstag die Italiener. −Foto: Hagl

Kelheim - Wie von vielen Fans erwartet, prallen an diesem Dienstag im meines Erachtens vorweggenommenen Finale meine Favoriten Italien und Spanien um 21 Uhr im Londoner Wembley-Stadion aufeinander.

Ein Leckerbissen für alle Fußballfans kann das werden, mit viel Spannung, auch daheim an den Fernsehgeräten. Meine Favoriten sind die groß aufspielenden Azzurri, trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Abwehrspieler Leonardo Spinazzola vom AS Rom (Achillessehnenriss). Traurig für den wichtigen und großartigen Kämpfer, doch Trainer Roberto Mancini hat einen so tollen Kader aufgebaut und kann fast jeden Ausfall gleichwertig ersetzen.

Beim Neustart der Nationalelf setzte der stets elegant gekleidete Coach auf sein Gefühl für die Entwicklung junger Talente und verfolgte sein Credo rigoros, indem er selbst Youngster ohne jede Erstliga-Erfahrung testete. Diese lobenswerte Courage zahlte sich definitiv aus und hat ihn zum großen Liebling der Fußballnation Italien werden lassen. Der Erfolg: mehr als 30 Länderspiele ungeschlagen!

Italien hat den Spielstil, der in den letzten Turnieren in erster Linie defensiv ausgerichtet war, total umgekrempelt. Ziel ist es jetzt, in erster Linie Tore zu erzielen und trotzdem die Defensive nicht zu vernachlässigen, und der Erfolg gibt dem Coach recht. Diese Spielfreude von Italien steckt einfach an und tut dem gebeutelten Fußballsport so gut, weil diese gezeigte Leidenschaft auch auf das Publikum im Stadion und zuhause überspringt.

Ich bin überzeugt, dass das auf Offensive angelegte Spiel der Italiener auch gegen Spanien zum Sieg führen wird, denn der Ballbesitzfußball der Spanier hat wohl keine große Zukunft mehr. Der Sieg gegen die tapferen Schweizer war zwar verdient, doch wurde er erst im Elfmeterschießen klargemacht. Bestechend die Technik des spanischen Teams, dem aber Ausnahmekönner wie früher Xavi oder Andrés Iniesta fehlen. Verstanden habe ich nicht, dass der Coach Luis Enrique seinen einzigen Stoßstürmer Álvaro Morata schon nach knapp einer Stunde auswechselte, er hätte ihn bei der späteren Überzahl und einigen Torchancen sicher gebrauchen können. Aber es hat ja trotzdem gereicht.

England hat am Mittwoch um 21 Uhr zu Hause im Wembley-Stadion Dänemark als Gegner, das vorher im Viertelfinale Tschechien ausschalten konnte. Schon nach fünf Spielminuten konnte der Dortmunder Thomas Delaney, völlig freistehend nach einer unberechtigten Ecke, mit einem wuchtigen Kopfball die Führung erzielen, die Kasper Dolberg, ebenfalls freistehend, nach prächtiger Vorlage mit dem rechten Außenrist von Joakim Maehle kurz vor der Pause zum beruhigenden 2:0 verwandelte. Trotz des Anschlusstreffers nach der Pause durch den Leverkusener Patrik Schick blieb es bis zum Schlusspfiff beim knappen, aber verdienten Sieg der Dänen, die somit im Halbfinale stehen.

England hat im vierten Viertelfinale eine wesentlich bessere Leistung gezeigt und frühzeitig die Weichen auf Sieg gestellt. Durch die erstmalige Hereinnahme des Noch-Dortmunders Jadon Sancho gerieten die völlig überforderten Ukrainer durch Topstürmer Harry Kane (2) und Harry Maguire bald in Rückstand, und das Spiel war kurz nach Halbzeit bereits entschieden. Jordan Henderson setzte mit dem 4:0 den Schlusspunkt. Bemerkenswert, auch im fünften Spiel blieben die Männer mit den drei Löwen auf der Brust ohne Gegentor!

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich dieses coole England vom Außenseiter Dänemark am Mittwoch um 21 Uhr die Butter vom Brot nehmen lässt, noch dazu im eigenen Stadion vor 60000 Zuschauern! Also doch noch zwei spannende Spiele und dann am Sonntag das Endspiel.

DK


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