Riedenburg - Jüngere Generationen für anspruchvolles Theater zu begeistern ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Zwar organisiert Marlene Bode aus Riedenburg seit gut 30 Jahren schon gemeinsame Bus-Abonnentenfahrten ans Stadttheater nach Ingolstadt, doch der Kreis der Mitfahrer bleibt seit Jahrzehnten nahezu gleich. Mit der pfiffigen Idee, Theateratmosphäre und Bühnenakteure für einen ebenso kurzweiligen wie informativen Abend nach Riedenburg zu holen, fand sie bei den Verantwortlichen im Stadttheater offene Ohren.
Eigentlich hatte Marlene Bode auf viele Neugierige gehofft, die vielleicht einmal unverbindlich Künstleratmosphäre schnuppern wollten. Doch ihr Blick in die Begrüßungsrunde der etwa 25 Besucher holte sie in die Realität zurück. "Viele sind gekommen, aber von der eigentlichen Zielgruppe niemand", stellte sie sachlich-nüchtern fest.
Schade, denn der Abend in einem Riedenburger Gasthaus weckte die Lust, sich näher auf die Spielereien aus Worten, Gestik, Mimik, Musik und Interpretationen auf einer Bühne einzulassen. Die Schauspielerin und Musikerin Theresa Traut fand dabei einen wunderbaren Weg, die Zuhörer aus der schwülen Hitze des Saales in eine imaginäre Welt aus Künstleraura und Theateratmosphäre zu entführen. Mit eigenen Liedern weit über dem Niveau von Radiosongs, phantasievollen und interpretationsfähigen Texten sowie einer erstaunlichen Vielfalt an gleich fünf Instrumenten ließ sie den Alltag draußen vor der Tür.
Ganz so, wie auch der Dramaturg Daniel Theuring es mit seinen Stücken auf der Bühne versuchen möchte. Theuring stellte den Zuhörern den Spielplan der neuen Saison vor und gab dazu informative Hintergrundinformationen. Als Dramaturg gab er Einblicke, wie er sich neue Stücke erschließt und an die Umsetzung sowohl klassischer wie moderner Stücke herangeht. Auch Gastspiele stehen wieder auf dem Programm, unter anderem kommt die Ballettruppe aus dem russischen Kasan mit ihrer Interpretation des Werks "Schwanensee" von Iljitsch Tschaikowski nach Ingolstadt.
Das Generationenproblem in den Zuschauerrängen kennt der Dramaturg ebenso, wie er im Gespräch mit der Heimatzeitung bestätigte. "Damit kämpfen alle Theater, die Jugend muss man noch abholen. Da sind wir etwas spät dran in Ingolstadt", meinte er. Die treuesten Theaterbesucher seien die Menschen in der Altersgruppe über 50, die auch während der Corona-Pandemie dem Theater die Treue gehalten haben. So ein Treffen mit Abonnenten wie in Riedenburg sei eine zwar wünschenswerte, aber rare Ausnahme. "Wir wollen damit Frau Bode als Organisatorin der Abo-Fahrten unterstützen und vielleicht schaffen wir es, damit auch jüngere Gruppen anzusprechen. Wir sind als Theaterleute ja schließlich dazu da, um Sehgewohnheiten zu erweitern", betonte er.
Marlene Bode wird auch weiterhin diese Fahrten organisieren und als Ansprechpartner für Interessenten zur Verfügung stehen. Wer sich für Abos oder die Theaterfahrten mit heimatnaher Abholung durch einen Bus interessiert, kann sie unter der Telefonnummer (09442) 675 gerne anrufen.
erv
