Spezialist für die Unerträglichkeit des Alltags

13.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

"Wenn du mies drauf bist, umgib dich mit Dingen, die mies sind", rät Frank Astor. Mehr Ratschläge gibt es im Altstadttheater. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Orientierungslosigkeit, Depressionen, abstürzende Computer und unerledigte Geschäfte. Frank Astor kennt sich aus mit der Unerträglichkeit des Seins, mit (Über-)Lebenskampf und Arbeitshorror. Und zeigt, wie man damit umgeht.

Seit fünf Jahren ist er mit diesem Programm unterwegs, das eigentlich "die erfolgreiche Aufarbeitung meiner Midlifecrisis" ist, erzählt er. "Ich wurde 40, steckte ein bisschen in der Krise und musste mir eingestehen, dass ich selbst diese Methoden, das Leben zu verplempern, meisterhaft beherrschte. Aber in dem Moment, in dem ich mir das bewusst machte, wurde es sofort besser. Das war der Eigentherapie-Effekt." Also hat Frank Astor daraus ein Kabarettprogramm entwickelt, in dem er als Seminarleiter auftritt, der den Teilnehmern systematisch beibringt, wie sie ihr Leben konsequent verplempern können. Auch Interaktion ist gefragt. "Die Besucher müssen sich nicht einzeln outen. Aber ich fordere ein Summ-Back. Ich lasse die Leute auf meine Fragen summen. Das ergibt immer ein schönes Stimmungsbild", erklärt Frank Astor. Es geht etwa um die Frage, wie viele Gegenstände im Haushalt eigentlich völlig überflüssig sind. "Ich frage, ob es eher viele Gegenstände sind, wenige oder fast alle. Das Ergebnis ist immer witzig." Und wird natürlich entsprechend kommentiert. Leute, die sich eingestehen, dass sie sehr viel unnützes Zeug zu Hause horten, verweist er dann beispielsweise gern auf seine Homepage und das Verzeichnis aller Flohmärkte und Sperrmülltermine: "Vielleicht finden Sie dort noch das eine oder andere unnötige Utensil."

Ein Denkprozess soll so in Gang gesetzt werden. Aber Entertainer Frank Astor verpackt das clever in ein unterhaltsames Kabarettprogramm. Schon die Figur des Seminarleiters, die namenlos bleibt, aber natürlich sein Alter Ego darstellt, macht das deutlich. Zum langweiligen grauen Anzug trägt er eine knallrote Krawatte, passende Hosenträger und rote Schuhe und verzerrt das seriöse Erscheinungsbild so ein wenig ins Clowneske und Verspielte. Bei aller Komik haben seine Programme schließlich einen ernsten Hintergrund. Nicht nur das, das er in Ingolstadt präsentieren wird, sondern auch "In fünf Minuten zum Millionär", eine Persiflage auf Zeitmanagement-Seminare, und sein Politkabarett "Hinterm Tellerrand geht’s weiter!" zur "Schieflage der Nation".

Frank Astor: 50 Jahre, 1,80 Meter, Konfektionsgröße 50. Er spricht Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch und beherrscht Sportarten von Reiten über Fechten, Gleitschirm fliegen und Tauchen bis hin zu Judo. Ebenso lange, wie er als Kabarettist und Schauspieler tätig ist, bietet er auch Coaching-Seminare an – für Firmen und Führungskräfte.

Zu seinem jetzigen Beruf kam er über Umwege. Ursprünglich sollte er nämlich das Modekaufhaus seiner Eltern übernehmen, absolvierte deshalb mit 16 Jahren eine Lehre zum Textileinzelhandelskaufmann und arbeitete zunächst auch sehr erfolgreich in diesem Beruf. Doch dann kam der Zivildienst – und eröffnete ihm eine ganz neue Welt. Die Welt von Jugendlichen in einem sozialen Brennpunkt. Er arbeitete mit ihnen, bot Workshops an, in denen sie lernten, innere Klarheit über ihr Leben zu gewinnen. Auch für Frank Astor der erste Schritt auf einem neuen Weg. Anfang der 80er Jahre studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Es folgten eine Beraterausbildung am Münchner Institut für Fort- und Weiterbildung und verschiedene therapeutische und psychologische Lehrgänge. "Irgendwann merkte ich, dass das spannendste Klientel für mich in der Wirtschaft zu finden ist", erklärt Frank Astor. So arbeitet er heute nicht nur als Schauspieler, Regisseur und Kabarettist, sondern betreibt in Dießen am Ammersee eine Coaching-Praxis und leitet Seminare für Persönlichkeitsentwicklung, kreativen Ausdruck, Zielfindung, Visionsarbeit und Moderation.

Von der Finanzkrise, die derzeit in aller Munde ist, spürt Frank Astor übrigens nichts. "Ich hatte noch nie eine so gute Auftragslage." Sein neuestes Kabarettprogramm hat er speziell für Firmen zum Thema Projektmanagement entwickelt. Es trägt den Titel "Projekte in den Sand setzen – leicht gemacht". Projektleiter Theo Tölpel gibt darin Ratschläge, wie man vielversprechenden Projekten möglichst rasch den Garaus macht: "Vermeiden Sie es, die Rollen und Verantwortlichkeiten festzulegen. Sonst nehmen Sie Ihren Projekt-Mitgliedern den Joker aus der Hand, jederzeit sagen zu können: ,Also ich habe gedacht, dafür ist jemand anderes zuständig!‘"

Frank Astor tritt am 20. Februar um 20.30 Uhr im Altstadttheater auf. Karten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen.