Spektakulärer Sprung vom Burgsteinfelsen

07.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:36 Uhr

Ob nun großes Kino oder der TV-Sender Pro7: Ferdinand Fischer (links) ist Kamerateams gewohnt. Im grünen T-Shirt Redakteur Ferdinand Schmidt.

Dollnstein (EK) Wer von Quentin Tarantino blutrünstigst während eines verheerenden Großbrandes um die Ecke gebracht wird, den kann so schnell nichts erschüttern. Ferdinand Fischer ist ein absoluter Vollprofi in seinem Metier. Der Stuntman sprang vom 45 Meter hohen Gipfelkreuz des Dollnsteiner Burgfelsens - in einen Haufen Pappkartons.

Ob nun fürs ganz große Kino – wie eben beim jüngsten Blockbuster des US-Kultregisseurs "Inglorious Basterds" in Hollywood – oder gestern auf dem Dollnsteiner Burgsteinfelsen. Dort wollte der 31-jährige Stuntprofi aus Stuttgart vom Gipfelkreuz aus 45 Metern Höhe in einen Stapel leerer Pappkartons springen. Das ist absolut nicht zur Nachahmung empfohlen, das hatte vor ihm seines Wissens auf der ganzen Welt noch keiner gewagt.
 
Mit einem kleinen Autoanhänger Kartons ist es da freilich nicht getan: Knapp 2000 Stück sollten es schließlich werden – und die musste Fischers Crew erst säuberlich zusammenfalten und stapeln. Morgens kurz nach 9 Uhr war das Team vor Ort – der spektakuläre Stunt sollte zwischen 13 und 15 Uhr im Kasten sein.
 
Aber weil zuerst mit der Naturschutzbehörde noch etwas zu regeln war und dann die nötige Nachlieferung von Pappkartons auf sich warten ließ, war viel Geduld gefragt – zwei, drei, vier Stunden Verzögerung waren da zügig beisammen.
 
Fischer selbst ertrug die Warterei relativ locker – ganz im Gegensatz zu dem Mann, der ihn zu diesem tollkühnen Sprung herausgefordert hatte: Ferdinand Schmidt, seinen Zeichens Redakteur des Wissenschafts-TV-Magazin "Galileo" auf Pro7. Schmidts Job dort: Er durchforstet das Internet – vor allem Seiten bei "Youtube" oder "Myvideo" – nach halsbrecherischen Aktionen, um dann festzustellen, ob die tatsächlich so durchgeführt wurden oder gefälscht, neudeutsch "gefaked", sind: "Fakecheck" heißt die bei der Jugend sehr beliebte "Galileo"-Reihe deshalb auch. Und Schmidt war in seinen Recherchen im Internet auf einen Sprung des Stuntmans aus 35 Metern gestoßen – und hatte den angezweifelt. Fischer wiederum erklärte sich nicht nur bereit, den Sprung vor dem Pro7-Team zu wiederholen – er legte auch noch zehn Meter drauf. Mit dem Dollnsteiner Burgsteinfelsen hatten Fernsehleute und Stuntteam dann auch die "ideale Location" gefunden, und deshalb rückten gestern nach zweimonatiger Planungszeit ein gutes Dutzend Stuntleute und Fernsehleute an.
 
Ratzfatz sollte alles aufgebaut werden – allerdings nur so lange, bis die Kartons viel früher als geplant alle waren. Wo blieb die nächste Lieferung? Schmidt hatte permanent ein Handy am Ohr. Ein paar von den Stuntleuten, allesamt durchtrainierte Jungs, die bei der Arbeit derart ins Schwitzen gerieten, dass sie sich ihrer T-Shirts entledigten, nutzten die Zeit, um sich im örtlichen Supermarkt mit Getränken und anderen Nützlichkeiten zu versorgen. Und weil die Jungs zwar waghalsig, aber nicht unvernünftig ist, kehrten sie angesichts des ungewöhnlich prallen Sonnenscheins auch mit einer Tube Sonnencreme wieder zum Burgfelsen zurück. Da hatten sich derweil schon ganze Trauben von Touristen und Einheimischen versammelt, die dem geschäftigen Treiben zuschauten. Darunter auch echte "Fakecheck"-Fans wie Peter (14), Christian (15), Veronika (13) und Thomas (15), die mit Radl und Mofaroller von Breitenfurt gekommen waren, um da einmal live dabei zu sein.
 
Auch Michael Kuffer war fasziniert – und der Stammhamer hatte wohl einen der besten Plätze am Geschehen. Als gegen 16.30 Uhr endlich die erwartete Kartonlieferung aus Fulda eintraf, war er ein gefragter Mann: Mit seinem Arbeitslift hob er das Aufbauteam immer wieder den auf schließlich bis zu fünf Meter wachsenden Pappe-Stapel hoch – die Zeit drängte, denn das TV-Team wollte und musste dringend noch während des Tageslichtes zu Potte kommen. Da war jede helfende Hand gefragt: Pappkarton zusammenfalten, zuwerfen, stapeln, zusammenfalten, zuwerfen, stapeln, zusammenfalten, zuwerfen . . . zackzack im Akkord gegen die untergehende Sonne.
 
Auf den allerletzten Drücker endlich, um 18.28 Uhr, warfen die Kameraleute ihre Geräte an: "Läuft, halt einfach drauf." Ferdinand Fischer stand am Gipfelkreuz, sammelte sich und sprang ab – um einen bloßen Wimpernschlag später und nach einem lupenreinen Auerbach mit reichlich Adrenalin im Blut in den Kartons zu landen – unverletzt, richtig happy, seine Jungs herzend und nach drei Minuten mit dem nächsten Auftrag: "Abbauen Jungs, das muss alles heute noch weg."
 
Wann dieser Stunt bei "Galileo" gesendet wird, steht noch nicht fest.