Eichstätt
Spektakuläre Aufholjagd

Ein desolater VfB liegt schon 0:2 hinten, siegt am Ende aber 3:2 gegen Unterhaching II

29.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten durchlebten VfB-Trainer Markus Mattes (links) und seine Mannschaft. Dass am Ende ein 3:2-Erfolg zustande kam, schien nach 48 Minuten noch unmöglich - Fotos: Traub

Eichstätt (EK) Es war ein Spiel der Gegensätze für den VfB Eichstätt. In der ersten Halbzeit katastrophal gespielt, nach 48 Minuten mit 0:2 gegen Unterhaching im Rückstand gelegen und dann in sieben Minuten die Partie gedreht. 200 Zuschauer sahen den durchaus abwechslungsreichen 3:2 (0:1)-Sieg des VfB.

Hatten die Eichstätter erwartet, auf einen Gegner zu treffen, der sich zweistellig abschießen lassen würde wie in seinem Heimspiel gegen den TSV Rain (0:11)? Oder die Punkte willen- und kampflos hergeben würde?

Weit gefehlt. Relativ schnell mussten die Hausherren erkennen, dass sie sich gegen die bereits aus der Bayernliga abgestiegenen Unterhachinger sehr wohl anstrengen mussten. Zum einen, um Chancen wie die von Tobias Killer (15.) zu vermeiden – oder um selbst zu Tormöglichkeiten zu kommen. Zumindest der Spielaufbau funktionierte zu Beginn – wenn auch nur bis kurz hinter die Mittellinie. Dann allerdings war Schluss, denn die Unterhachinger, die mit fünf Akteuren aus dem erweiterten Kader der Profis antraten, standen sicher.

So tauchte Marco Witasek als einzige echte Spitze in der ersten Hälfte völlig ab, während sich der zuletzt gescholtene Florian Grau auf der linken Seite emsig bemühte, für Gefahr im Unterhachinger Strafraum zu sorgen. So hatte der Stürmer in der 19. Minute zwar mit einem schönen Drehschuss eine Chance, konnte aber Maximilian Henn im Hachinger Tor nicht überwinden. Fast im Gegenzug fiel das 1:0 für die Gäste: Danilo Dittrich traf mit einem ausgezeichnet geschossenen Freistoß zur Führung für die SpVgg.

Danach wurde die Partie immer schwächer – vor allem vonseiten der Eichstätter. Während Unterhaching sicher und unbeschwert aufspielten, verloren die Domstädter nahezu jeden Zweikampf. Völlig unnötige Abspielfehler störten zudem den Spielfluss einer nun zusehends verunsicherten Mannschaft.

„Die sind alle gut ausgebildet und wir tun uns schwer,“ versuchte VfB-Abteilungsleiter Hans Benz sein Team noch in Schutz zu nehmen, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände: „Eine Katastrophe.“ Auch Trainer Mattes blickte auf eine Halbzeit zurück, die zeigte: „Die Angst spielte bei uns mit. Jeder kann die Tabelle lesen und jeder wusste, dass wir dieses Spiel gewinnen müssen.“

Ein weiterer Tiefschlag für die Hausherren war das 0:2. Soeben noch hatten die Eichstätter auf einen Handelfmeter gehofft, lagen sie Sekunden später mit 0:2 durch Dustin Lutizki (48.) im Rückstand. Es schien sich ein Desaster anzudeuten.

Umso erstaunlicher, dass die Mannschaft genau in dieser Situation wieder stärker wurde. „Wir hatten nichts mehr zu verlieren. Außerdem war jetzt die richtige Einstellung zum Gegner und zu sich selbst da“, analysierte Benz. Mattes hatte in der Kabine noch an die Ehre seines Teams appelliert: „Es gibt zwei Möglichkeiten. Ihr könnt jetzt entweder in Selbstmitleid zerfließen oder das Spiel in die Hand nehmen und versuchen, es zu drehen.“

Ein Appell, den wohl keiner der Zuschauer ernst genommen hätte. Im Gegensatz zu den Spielern des VfB: Schon nach dem unerwarteten 1:2-Treffer von Marco Witasek (62.) fingen sich die Eichstätter wieder, nach dem Ausgleich erneut durch Witasek (68.) kam Spielfluss auf und nach der endgültigen Wende durch den von Lucas Schraufstetter abgefälschten Schuss von Florian Ihring (69.) gewann der VfB auch den ein oder anderen Zweikämpfe.

Es wäre falsch, nun von einem guten Spiel zu sprechen. Denn dass die Unterhachinger so plötzlich zusammenklappten und all die Qualitäten missen ließen, die sie in der ersten Halbzeit auch spielerisch gezeigt hatten, war so wenig nachvollziehbar wie das desolate Spiel des VfB in der ersten Halbzeit.

Markus Mattes war die Spielqualität letztlich einerlei. Der sichtlich mitgenommene Trainer des VfB lächelte erlöst und gab seiner Truppe ein Kompliment mit in die Kabine, das sie sich redlich verdient hatte: „Es zeugt von viel Moral, nach solch einem Rückstand noch diesen Sieg zu erzwingen.“