Obereichstätt
Spaziergang durch das alte Obereichstätt

Konrad Kögler sprach beim Heimatverein über "Entstehung und Bedeutung von Hausnamen"

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Obereichstätts Ortskern Anfang des 20. Jahrhunderts. Über die Anwesen mit den alten Hausnamen ging es beim Heimatverein. ‹ŒRepro: Wittmann

Obereichstätt (EK) Der Ort Obereichstätt hat neben seiner Eisenhüttenwerksgeschichte auch eine recht vielfältige Vergangenheit im Handwerk aufzuweisen. Dies machte ein Vortrag von Konrad Kögler beim Heimatverein deutlich.

Rudolf Winhard, der Vorsitzende der örtlichen Heimatfreunde, setzte sich bei seinen Einführungsworten nachdrücklich für eine bewusste Bewahrung der Obereichstätter Hausnamen ein, um eben diesen zweiten Geschichtsaspekt des Dorfes festzuhalten. Zu Beginn seiner Ausführungen betonte Konrad Kögler einmal mehr den immensen Wert, den man Namen schon immer beigemessen hat. "Der Name macht den Menschen erst zum Menschen, verleiht ihm Identität. Ohne Namen ist der Mensch ein Niemand, macht ihn zur Nummer, raubt ihm Persönlichkeit und Ehre." Nach Darstellung des Heimatforschers zeigt sich daher geschichtlich gesehen eine Entwicklung über Taufnamen/Vornamen im Mittelalter zu Familiennamen/Nachnamen in neuerer Zeit. Schon bei den Römern sei ein ähnlicher Vorgang festzustellen.

Diese Tendenz führte in den Dörfern schließlich auch zu den Hausnamen, die nicht nur eine Einzelperson benannten, sondern ein ganzes Anwesen mit all seinen Bewohnern. Dabei können die Eigenheiten der Hausnamen sehr vielfältig, teilweise sogar widersprüchlich sein. Vor allem aber können sie auch über die dörfliche Struktur vergangener Zeiten eine Menge aussagen. Berufsbezeichnungen spielten hier eine wichtige Rolle (Bauer, Schneider, Schuster). Mit entsprechenden Ortsgegebenheiten versehen, entstanden so der Lohbauer, der Buckelschneider oder der Dachdecker. Zusätzlich garniert mit Familien- oder Vornamen, ergaben sich daraus der Maureranderl, der Schreinerbauer oder der Badermichel. All diese Varianten finde man in Obereichstätt. So lässt sich also mühelos auf die frühere berufliche Strukturierung des Dorfes schließen.

Danach Kögler anhand eines alten Ortsplans einen "Spaziergang" durch Obereichstätts Hausnamen. Vorweg stellte er dabei heraus, dass vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits eine Reihe von Hausnamen aus dem Ortsbild verschwand, weil sie vom expandierenden Eisenhüttenwerk geschluckt wurden - darunter der Kermzeiner, der Schreiner-/Stephelbauer, der Wonga, der Nagler, der Felsenschuster, die Obere und die Untere Mühle. Ähnlich ging es in neuerer Zeit dem Tafernwirt/Unterer Wirt, der dem Museumsgelände Lechner zu geschlagen wurde. Trotzdem, so meinte Konrad Kögler, blieben im Dorfkern noch eine Reihe von Hausnamen erhalten (siehe Kasten)

Zum Abschluss regte Rudolf Winhard an, diese Hausnamen durch Beschilderung wieder sichtbar zu machen. Ein entsprechendes Schild stellte er dazu vor, das mit einem geringen Kostenaufwand zu beschaffen wäre.