Roth
Spatenstich für die Offiziersschule

2021 soll die Einheit aus Fürstenfeldbruck nach Roth umziehen 1000 Soldaten kommen

29.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Roth (HK) Der Fortbestand der Rother Otto-Lilienthal-Kaserne stand schon mehrmals infrage - zuletzt beim Abzug der Heeresflieger. Jetzt scheint die Zukunft bis auf Weiteres gesichert: Gestern Nachmittag erfolgte der Spatenstich für den Bau der Offiziersschule der Luftwaffe. Nach dem Umzug von Fürstenfeldbruck nach Roth im Jahr 2021 sollen ständig 1000 Soldaten in der Kaserne sein.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gibt in seinem Grußwort zu, dass ein Spatenstich - ja nicht einmal eine millionenschwere Investition - ein Garant dafür ist, dass die Bauwerke einmal genutzt werden. So wurden für die Stationierung des Kampfhubschraubers Tiger immerhin rund 170 Millionen Euro für ein Simulatorgebäude, zwei Wartungshallen und ein Instandsetzungsgebäude in Roth investiert. "Und als die Hallen dann fertig waren, stand fest, dass die neuen Tiger nicht kommen", so Herrmann. Umso sicherer zeigt er sich jetzt: "Die Offiziersschule zieht ein."

Der Bau von Lehr- und Hörsälen, Unterkünften, Waffenkammer, Bibliothek und Sportanlagen, der voraussichtlich mit rund 145 Millionen Euro zu Buche schlägt, ist laut Herrmann derzeit eines der größten Bauvorhaben der Bundeswehr. "Und wir bauen mit Begeisterung", betont er und lobte zudem den hohen Standard der Maßnahme. Schließlich seien hier statt Gruppenunterkünften für die Lehrgangsteilnehmer sogar Einzelzimmerappartements vorgesehen.

Dass sich die Bewohner derselben in der Otto-Lilienthal-Kaserne wohlfühlen, daran lässt der Innenminister keinen Zweifel: "Denn die einheimische Bevölkerung steht zur Bundeswehr", sagt Herrmann. Und er betont mit Blick auf den terrorverdächtigen Bundeswehroffizier und rechtsradikale Tendenzen einzelner Soldaten, dass es zwar "immer "Stinkstiefel" gibt, die künftig in Roth weilenden Soldaten aber "das Vertrauen der Bevölkerung verdienen".

Für Karl Müllner, den Inspekteur der Luftwaffe, ist der Bau der Offiziersschule "ein wichtiger Schritt in die Zukunft" und der aktuelle Spatenstich der "Startschuss für eine bedeutende Einrichtung". Er habe bereits im August 2013 mit Christian Schmidt, dem damaligen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, ein Bekenntnis für die neue Offiziersschule abgelegt.

Müllner stellt aber klar, dass ein Spatenstich in den Liegenschaften der Bundeswehr heute oft bedeute, dass es sich um einen privaten Investor handle, der baue, während sich die Bundeswehr selbst aus der jeweiligen Kaserne zurückziehe.

Heute jedoch sehe er ein klares Fortbestehen der Offiziersschule der Luftwaffe, die vor 60 Jahren in Neubiberg ihren Ausgangspunkt hatte und die erst vorgestern ihr 40-jähriges Bestehen in Fürstenfeldbruck feierte. Unerwähnt lässt Müllner allerdings, dass mit dem Umzug der Schule von Fürstenfeldbruck nach Roth die dortige Kaserne aufgelöst wird. Dies hat Brigadegeneral Michael Traut, der Chef der Offiziersschule, bei einem früheren Gespräch mit unserer Zeitung betont.

Der neue Standort ist laut Karl Müllner für die Luftwaffe optimal, den schließlich trage die Rother Kaserne den Namen eines Flugzeugpioniers. "Otto Lilienthal steht für den Traum vom Fliegen", so Müllner. Wer jedoch wie Lilienthal bereits 1891 mit Gleitflügen "in die dritte Dimension vordringen will, muss eine gute Basis schaffen". Als genau diese sieht Müllner den neuen Campus.

"Mit dem Spatenstich wird ein deutliches Zeichen gesetzt, dass die Struktur- und Stationierungsentscheidungen der Bundeswehr konsequent umgesetzt werden", betont Alice Greyer-Wieninger, Ministerialdirektorin im Verteidigungsministerium. Sie war es übrigens auch, die 2010 mit Innenminister Joachim Herrmann in Roth das Richtfest für das später ungenutzte Instandsetzungsgebäude des Tiger gefeiert hat. Jetzt hofft sie, dass mit der Offiziersschule ein "Stück geistige Heimat" für den Nachwuchs der Luftwaffe entsteht.

Und dieser Nachwuchs soll laut Müllner in Roth das Rüstzeug bekommen, um dann "leben, lernen, arbeiten und kämpfen" zu können.