Schrobenhausen
Sparkasse baut ihr Filialsystem um

Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren extrem verändert

17.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:25 Uhr

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Schrobenhausen (SZ) Die Mitarbeiter wurden diese Woche schon informiert: Bei der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen stehen einige Veränderungen an. Nächstes Jahr sollen das Filialsystem und die Kontenmodelle umgebaut werden.

Die Änderungen betreffen sechs der insgesamt 23 Filialen. Die Standorte Weilach und Sandizell (zum 1. März), Griesbeckerszell (zum 1. Juli) und Steingriff (zum 1. Oktober) werden geschlossen; Baar (zum 1. März) und der Kellerberg (zum 1. Oktober) werden in Selbstbedienungsfilialen umgewandelt. Dafür wird nächstes Jahr im Umfeld der Einkaufsmärkte an der Pöttmeser Straße ein neuer Pavillon mit einer weiteren Selbstbedienungsfiliale gebaut.

Und: Am 1. März eröffnet die Sparkasse ein eigenes Servicecenter, das werktags von 8 bis 18 Uhr erreichbar sein wird, eine Art Callcenter – aber nicht irgendwo in der Pampa, sondern im Einzugsgebiet mit geschulten eigenen Mitarbeitern, die alles abarbeiten können sollen, was man telefonisch erledigen kann. Wie groß diese Einheit wird, ist noch nicht ganz geklärt. „Wir fangen mit vier Mitarbeitern an, dann wird man sehen“, sagt dazu Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek. Diese gesamte Umstrukturierungen werde im Übrigen ohne Entlassungen vonstatten gehen; rund zehn Mitarbeiter werden lediglich ihren Arbeitsplatz innerhalb der Bank wechseln.

Diese anstehenden Veränderungen erklärt Birgit Cischek mit einem Wandel im Verhalten der Kunden, die nicht erst gestern begonnen hat, sondern schon vor Jahren. Und diese Zahlen sprechen Bände: Im Schnitt benutzt jeder Aichach-Schrobenhausener Sparkassenkunde pro Jahr 192 Mal die Sparkassen-App, loggt sich 108 Mal pro Jahr für Onlinebanking ein, geht 24 Mal pro Jahr an den Geldautomaten, nimmt aber im Schnitt nur einmal pro Jahr eine Beratung in einer Filiale in Anspruch. Wobei: Bei 42 000 Kunden im Geschäftsgebiet bedeutet das, dass es immer noch 42 000 Beratungen pro Jahr gibt.

Was bedeutet: Das Bankengeschäft auf dem Land hat sich total verändert. „Früher hat man das Geld am Wohnort abgehoben“, sagt Vorstandsmitglied Michael Appel, „heute hebt man Geld dort ab, wo man arbeitet, wo man einkauft.“ Auch die meisten älteren Leute. Und auch auf dem Land spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle. Das Push-Tan-Verfahren, Girogo und andere Verfahren werden heute fast doppelt so oft genutzt wie noch vor einem Jahr. 42 Prozent der Privatkunden erledigen Bankgeschäfte online.

Birgit Cischek formuliert es so: „Die Filialen sind nicht mehr immer der richtige Weg, um unsere Kunden zu erreichen. Das ist ein bisschen wie damals bei den Tante-Emma-Läden. Das war ja auch ein langer Prozess.“

„Die Schere geht weit auseinander“, sagt Vorstandsmitglied Rainer Wörz, „viele gehen ganz unbeschwert an das Online-Banking heran, andere mögen es gar nicht.“ Und mit diesem Spagat müsse die Sparkasse umgehen, nickt Birgit Cischek: „Wir müssen viel über Technik abwickeln, andererseits gibt es einen immensen individuellen Beratungsaufwand.“ Dem will die Sparkasse begegnen, indem sie künftig mehr Kompetenz in die Filialen verlagert. Die Berater im Ort sollen mehr selbst entscheiden dürfen.

Das geht, weil durch die Umstrukturierungen, Personal frei wird. Auch die Beratungszeiten in den verbleibenden 17 Filialen und Hauptstellen sollen dann noch angepasst werden, „abhängig von den Kundenströmen, daran arbeiten wir noch“, sagt Birgit Cischek.

Und noch eine Veränderung wird es geben: Die aktuell 42 verschiedenen Kontenmodelle, die die Sparkasse durch die Vereinigung der Standorte Aichach und Schrobenhausen noch anbietet, sollen vereinfacht werden. Ab dem 1. April soll es es noch vier grundlegende Privatkunden- und ein Geschäftskundenmodell geben. „Auch das wird eine Aufgabe für unsere Berater werden, wenn wir mit unseren Kunden darüber reden, welches Modell das für sie richtige ist“, sagt Cischek. An den Details werde gerade noch gefeilt.

Dass es im einen oder anderen Fall Beschwerden geben kann, schließt niemand im Sparkassenvorstand aus; unterm Strich gehe es aber gerade darum, auf die veränderten Ansprüche der Kunden einzugehen. „Wir wollen uns nachhaltig ausrichten und wir wollen fair mit unseren Kunden umgehen“, sagt Birgit Cischek, und das sei im Umfeld der aktuellen Niedrigzinsphase und der zunehmenden Regulatorik durch die Bankenaufsicht alles andere als einfach.