Spanner? Bürgermeister unter Verdacht

16.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:16 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Staatsanwaltschaft und Kripo ermitteln gegen einen Bürgermeister aus dem Landkreis Pfaffenhofen. "Nur" um Beleidigung geht es vorerst formaljuristisch. Doch was nach Bagatelle klingt, hat einen sexuellen Hintergrund: Der Politiker steht unter dem Verdacht, sich als Spanner betätigt zu haben.

Bei den Ermittlungen der Landshuter Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei geht es um einen Vorfall, der sich am vergangenen Mittwochabend in der Toilettenanlage am Autobahnparkplatz bei Paunzhausen abgespielt haben soll.

Dort legte nach PK-Informationen gegen 18.30 Uhr ein Touristen-Paar aus Russland einen Zwischenstopp ein. Als die 26-jährige Frau die Damentoilette aufsuchte, blieb ihr Begleiter in der Nähe und entdeckte – wie die beiden später der Polizei schilderten – dass ein Mann aus einer Nachbarkabine heraus versuchte, mit Hilfe eines Spiegels unter der Trennwand hindurch Einblicke ganz spezieller Art zu bekommen.

Die beiden Touristen verließen die Toilettenanlage – wenig später gefolgt von dem ertappten Spanner, der zu seinem Auto mit Pfaffenhofener Kennzeichen eilte und davon fuhr.

Das Paar verständigte sofort die Ingolstädter Verkehrspolizei und konnte den Beamten eine Beschreibung des Mannes sowie das Kennzeichen seines Wagens liefern.

Das gesuchte Fahrzeug ist, wie sich herausstellte, auf einen Bürgermeister aus dem südlichen Landkreis Pfaffenhofen zugelassen. Der Kommunalpolitiker wurde nach PK-Informationen bei der so genannten "Halternachschau" dann von Polizeibeamten zu Hause angetroffen. Er soll, wie aus Ermittlerkreisen verlautete, zumindest weitgehend der von dem russischen Paar abgegeben Beschreibung des "Lurers" entsprechen.

Hans-Peter Kammerer, Leiter der Pressestelle beim Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt, bestätigte gestern auf Anfrage des Pfaffenhofener Kurier lediglich, dass gegen einen Landkreisbürger wegen Beleidigung "auf sexueller Basis" ermittelt wird. Zu den PK-Informationen, nach denen es sich bei dem Mann um den Bürgermeister einer Gemeinde im südlichen Kreisgebiet handelt, äußerte sich Kammerer nicht.

Dafür aber die Staatsanwaltschaft in Landshut, die für den Fall zuständig ist, da der Tatort im Nachbarlandkreis Freising liegt. Deren Pressesprecher Markus Brümmer bestätigte die dem PK vorliegenden Informationen zur Identität des Verdächtigen.

Gegen den Rathauschef aus dem südlichen Landkreis sei zunächst unter dem Oberbegriff "Beleidigung" ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Wie der Tatvorwurf letztendlich juristisch einzuordnen sei, werde sich im Laufe der jetzt anstehenden weiteren Recherchen und Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei zeigen, so Markus Brümmer.

Auf Anfrage des Pfaffenhofener Kurier wollte sich der unter Verdacht geratene Bürgermeister am Freitag zunächst nicht zu den Vorwürfen und zu dem gegen ihn laufenden Ermittlungsverfahren äußern. Er müsse sich erst noch mit seinem Anwalt beraten, erklärte er, "vorher sage ich dazu nichts".