Riedenburg (sja) Wenn Riedenburgs und Ingolstadts Stadtwachen aufeinander losgehen, dann steht auf dem Riedenburger Marktplatz nicht etwa eine brutale Rangelei an, sondern großer Denksport. Am Sonntag organisiert der Historische Verein der Dreiburgenstadt dort eine mittelalterliche Schachpartie mit lebenden Figuren. Der Vorabend steht ganz im Zeichen von rockigen Klängen aus dem Mittelalter.
In Riedenburg hat die Vergangenheit offenbar keine Chance, Staub anzusetzen. Mit einem zweitägigen Spektakel bringt der Verein Historisches Riedenburg am Wochenende frischen Wind in die Tourismussaison, die wegen durchwachsener Wetterverhältnisse in den vergangenen Wochen mehr oder weniger dahinplätscherte. "Wir wollen den Gästen eine Veranstaltung bieten, die nicht im üblichen Rahmen liegt", erklärt Günther Wagner, Riedenburgs Hauptamtsleiter und Mitglied im Historischen Verein, den Grund für die Neuauflage des Duells, das es erstmals im Rahmen des Mittelalterfests vor drei Jahren gegeben hatte.
Für die Stadtwache aus Ingolstadt ist es übrigens die Premiere auf dem Riedenburger Schachbrett. "Die waren ja beim Mittelalterfest erstmals dabei", erklärt Siegfried Lösch, der Vorsitzende des Historischen Vereins. Und damals hätten die Damen und Herren einen so guten Eindruck in der Dreiburgenstadt hinterlassen, dass sich die Riedenburger sofort für eine Einladung der Gruppe begeistern ließen. Außerdem hat sicherlich die Optik zu der Entscheidung pro Ingolstadt beigetragen. Immerhin unterscheiden sich die blau-weißen Kostüme der Donaustädter deutlich von den rot-gelben Gewändern der Riedenburger – zudem ein klarer Vorteil für den Zuschauer. Die dürfen sich das Spektakel ab 14 Uhr auf dem Marktplatz kostenlos anschauen.
Wer letztlich den Sieg davon tragen wird, liegt übrigens in durchaus qualifizierten Händen. Für das Duell auf dem Schachbrett hat der Historische Verein die beiden Profispieler Melanie Ohme und Martin Kreuzer gewonnen, die die Züge der menschlichen Figuren bestimmen sollen – natürlich stilecht in historischen Gewändern. Die bisherigen Erfolge der beiden Schachgrößen sprechen für ein spannendes Duell: Die Sächsin Ohme (20) macht derzeit ihr Abitur, zählte 2008 zum deutschen WM-Aufgebot und ist zudem internationale Meisterin der Frauen. Der frühere Ihrlersteiner Kreuzer, Jahrgang 1962, ist Professor für Mathematik und dreimaliger Mannschaftsweltmeister im Fernschach.
"Einen klaren Favoriten gibt es nicht", sagt der Riedenburger Schachexperte Reinhard Blodig, der die Partie leiten wird. Er erwartet, dass sich die beiden Spieler ein spannendes Kräftemessen liefern.
Damit es den jüngeren Besuchern während des Spektakels nicht langweilig wird, hat sich der Historische Verein freilich auch um ein Kinderprogramm gekümmert. "Ein Gaukler ist mit dabei", sagt Lösch. Außerdem warten viele mittelalterliche Spiele und Bastelmöglichkeiten auf die Kinder.
Einige Stunden zuvor, am Samstagabend, geht es auf dem Marktplatz deutlich lauter zu. Gaudium Brachjalis, eine mittelalterliche Rock-Formation aus dem Landkreis Kelheim sorgt mit Sackpfeifen und Trommeln für Stimmung. Mit "Musik für alle Jugendlichen und Junggebliebenen", wie Siegi Lösch erklärt, hat der Historische Verein ein Programm der Kontraste auf die Beine gestellt.
Für die Newcomer-Band sei der Auftritt in Riedenburg zudem eine Chance, erklärt der Vereinsvorsitzende. "Ich bin mir sicher, dass sie sich in der Szene einen Namen erarbeiten werden." Ein besonders sehenswerter Höhepunkt wird zudem der Auftritt der Gaukler zu Rittenburg sein. Die Feuerkünstler lassen bei Einbruch der Dunkelheit ihre Flammen über den Marktplatz tänzeln. Los geht das Konzertereignis um 19 Uhr. Einlass ist bereits eine Stunde vor Beginn. Der Eintritt kostet sechs Euro.
