Ingolstadt
Spannender Autoren-Mix

Die Ingolstädter Literarische Nacht überzeugt mit vielfältigen Beiträgen von Autoren aus der Region

13.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr

Fesselnd: Aribert Ebert liest in der Harderbastei - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Der reale Frühling ist kein Freund der Literatur – zumindest nicht an den ersten lauen Abenden eines Jahres, wenn alternativ Biergärten oder Straßencafés locken. Den Effekt dieser Verlockungen haben die Organisatoren und Wortkünstler des Autorenkreises Ingolstadt in dieser 18. Literarischen Nacht in der Harderbastei zu spüren.

Zwar sind die fantasievoll gestalteten Stühle in dem Gewölbe am Freitagabend ansehnlich gefüllt, doch der erste Eindruck ist zu optimistisch. Nach Abzug der Literaten des Kreises und ihrer jeweiligen Partner sowie des Organisatorenteams bleiben nicht mehr viele übrig, die aus Neugierde und Interesse an der regionalen Schriftstellerszene den Weg in die Harderbastei gewählt haben. Das verbleibende Publikum ist recht gemischt mit einem deutlichen Frauenüberhang.

Dabei haben sich die Organisatoren alle Mühe gegeben, nicht nur den äußeren Rahmen fantasieanregend und weit weg von jeder Hörsaalatmosphäre einzurichten. Schüler haben die Stühle höchst individuell nach einer bunten Fantasiewelt gestaltet, und am Eingang stehen Schmalzbrote, Nussecken und Kuchenstücke neben Rotwein und Apfelschorle bereit. Literatur muss ja nicht trocken sein.

Ganz im Gegenteil, wie Jasmin Balz und Elisabeth Haug schon nach wenigen Minuten belegen. Beide sind Siegerinnen des Schanzer Schülerschreibwettbewerbs und sie tragen ihre prämierten Texte vor. Beide lesen noch etwas geschwind über ihre Zeilen – das mag dem Herzflimmern in dieser Situation geschuldet sein. Doch die Inhalte ihrer Fantasy-Geschichten zeigen, dass sie an diesem Abend und in diesem Kreis zurecht vorne am Lesepult sitzen. Mit „Erinnere dich an den Himmel“ entwickelt Balz mit sensiblem Gespür für Großstadtpsychosen eine Geschichte entlang der Überschneidungslinien verschiedener Bewusstseinsebenen. Haug entführt mit „Traumlos“ entsprechend dem Fantasy-Leitmotto in eine mittelalterliche Zauberwelt.

Die Literaturprofis des Autorenkreises präsentieren sich hingegen gleichmütiger, routinierter und in den Minuten vor Publikum sichtbar erfahrener. Michael von Benkel ist der erste nach dem staunenswerten Warm-up der Schülerinnen. Nur mit wenigen Takten des musikalischen Trios aus Annette Berger am Akkordeon, Daniela Mayer am Violoncello sowie Christian Ledl am Klavier von den beiden getrennt, gibt er seinem Text über eine Münchner Taxifahrt nicht nur akustische Lebendigkeit. Er hat die Feinheiten des Genres längst verinnerlicht und legt den Worten mit pointierter Gestik und Mimik eine mitreißende Bewegtheit bei. Auch seine literarischen Kolleginnen und Kollegen lassen erkennen, dass sie Erfahrungen als Vortragende sammeln konnten.

Der bisherige Betreuer des Autorenkreises, Sebastian Ullrich, und der Projektleiter Johannes Langer haben die Beiträge der weiteren Autoren Susanne Feiner, Elisabeth Willner, Gisela Geiseler, Jens Rohrer, Martina Funk, Paul Misch und Aribert Ebert in einem interessanten Mix arrangiert. Jede und jeder von ihnen erlebt in der bemerkenswerten Stille im Gewölbe, die mehr als nur höfliche Ruhe des Publikums spiegelt, den fesselnden Reiz dieser musischen Vielfalt in Ingolstadt.