Paulushofen
Spannende Erinnerungen

Ruhestandspfarrer Markus Harrer stellt in Paulushofen seine Heimat- und Familiengeschichte vor

21.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:56 Uhr

Der Ruhestandsgeistliche Markus Harrer hat aus seiner Heimat- und Familiengeschichte vorgelesen. - Foto: Patzelt

Paulushofen (pa) Seine Heimat- und Familiengeschichte hat der Dietfurter Ruhestandsgeistliche Markus Harrer zu Papier gebracht. 115 Seiten umfasst das Heft, aus dem der ehemalige Ortsgeistliche seinen früheren Pfarrangehörigen in Paulushofen vorlas.

"Meine Heimat- und Familiengeschichte. Wie ich sie erfahren habe, was ich über sie gesammelt habe, und was uns die Mutter erzählt hat." So lautet der offizielle Titel des Heftes, das Pfarrer Harrer drucken ließ. Das Vorwort hat Nikolaus Rieger vom Paulushofener Heimatverein verfasst. Laut dem Heimatforscher hat der ehemalige Ortsgeistliche nicht nur Daten und Fakten zusammengetragen, sondern seine persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse verarbeitet. "Die Erzählungen seiner Verwandten und Bekannten, allen voran seiner geliebten Mutter, im Kontext zur familiären, kirchlichen und weltlichen Geschichte, finden hier ihren Platz", so Rieger. Der Ruhestandsgeistliche drücke mit diesem Heft sein Interesse und seine Verbundenheit mit der Familie und seiner Heimatregion Weinsfeld, Tandl und Lay aus. Aber auch seine jeweiligen Wirkungsstätten seien ihm zur Heimat geworden.

"Unser früherer Pfarrer gilt als Vater des Paulushofener Heimatvereins und ist bis heute ein treuer Unterstützer und Förderer", zeigte sich Rieger erfreut über die noch immer außerordentlich gute Zusammenarbeit. Die Heimat- und Familiengeschichte bezeichnet Rieger als einen "wertvollen Zeitrückblick". Besonders bewegend und beeindruckend seien die persönlichen Schilderungen zum Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg.

Pfarrer Harrer schilderte zu Beginn seiner Erzählung zunächst die Beweggründe, seine Erinnerungen niederzuschreiben. Es sei der Nikolaustag 2013 gewesen, als alles begann. Harrer fühlte sich gesundheitlich nicht wohl und wurde ins Krankenhaus gebracht - Diagnose Schlaganfall. "Ich begann in der Untersuchungspause, auf 100 zu zählen, und versuchte, mich an Telefonnummern zu erinnern. Später bat ich die Krankenschwester, um mir ein wenig die Angst zu nehmen und das Gedächtnis zu üben, Schreibutensilien zu bringen", so der Geistliche. Am 11. Oktober des vergangenen Jahres musste Harrer nach einem Sturz während einer Hochzeitsmesse in Griesstetten erneut ins Krankenhaus. "Und da habe ich dann weitergeschrieben."

"Ich war schon immer ein reger Sammler. Heute tut es gut, wenn man daraus schöpfen kann. Ich habe aber auch vieles aufgeschrieben, was mir meine Mutter erzählt hat", so Pfarrer Harrer. Besonders erschüttert hätten ihn die Schilderungen des ehemaligen Geistlichen seiner Heimatpfarrei, Pfarrer Johann Baptist Lerzer, über die ersten Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als viele Dorfbewohner eingezogen wurden.

Harrer berichtet in seinen Erzählungen über die Schrecken der Pestzeit, die Grausamkeiten der verschiedenen Kriege, die Reformation und Gegenreformation. Harrer erzählt aber auch aus seiner Kinderzeit mit den Rindern, Hühnern, Tauben, Schweinen und den Schafen am Hof sowie über das Gänsehüten. Auch die Autobahn führte an seinem Heimatdorf vorbei. "Sie ging durch unsere Wiese. Deswegen durften wir den Mittelstreifen und die Böschung abmähen. Wir fuhren mit dem Ochsenwagen sogar in den Mittelstreifen hinein, um das Gras abzuholen. Autos sahen wir ganz wenige. Sie konnten gar nicht schnell fahren, denn die Rillen zwischen den Betonblöcken waren stark spürbar", so die Erinnerungen Harrers. Sein Heimatdorf Lay bezeichnet der Geistliche als "eine geschlossene Welt". Auch unter den Nachbardörfern habe es keinerlei Feindschaften gegeben. Sieben Päpste begleiteten Harrer durch sein Leben: Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und heute Franziskus. Zu jedem Papst schreibt Harrer seine persönlichen Eindrücke und Empfindungen. Auf der Rückseite ist das Marienbild seiner Kindheit zu sehen. "Marias Hand führt die segnende Hand ihres Sohnes über die Welt und dessen Hand die Hand seiner Mutter an sein Herz, dass sie seine Liebe spüre." So endet dann auch die eindrucksvolle Heimat- und Familiengeschichte mit einem Gruß an die Gottesmutter.

Das Heft selbst wurde nur in einer sehr kleinen Auflage gedruckt und ist laut dem Geistlichen "mehr zum Gebrauch innerhalb des Verwandten- und Bekanntenkreises bestimmt". Es kann käuflich nicht erworben werden. Die Pfarrei Paulushofen will allerdings ein Exemplar in der Pfarrbücherei zum Ausleihen auflegen.